Informationen zum Forschungsprojekt
Bildungsbericht Ruhr
Ziel und Aufgabenstellung
Im Zuge des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und demographischen Wandels hat das Thema „Bildung” im Ruhrgebiet an Bedeutung gewonnen. Deshalb haben die Städte und Kreise im November 2008 im Rahmen eines Positionspapiers („Wandel als Chance”) aus Anlass einer Bewertung von Folgen der Kohlebeschlüsse erstmals die Perspektive einer „Bildungsregion Ruhr 2018” formuliert. Der Bildungsbericht Ruhr zielt vor diesem Hintergrund darauf ab, eine wissenschaftlich fundierte Analyse der Ausgangssituation im Ruhrgebiet vorzunehmen und auf der Grundlage der Forschungsergebnisse in einem kooperativen Prozess Handlungsoptionen zu entwickeln. Die Analyse der Ausgangssituation beinhaltet zum einen die Erhebung und Auswertung von (intraregional und sozialräumlich differenzierten) Daten zu den Zielgruppen bildungspolitischer Aktivitäten, zum anderen Recherchen über bestehende Initiativen und ihre Reichweite sowie zu Beispielen guter Praxis. Die Forschungsarbeiten werden durch ein Konsortium von 10 Forschungsinstituten der Hochschulen in Bochum, Duisburg-Essen und Dortmund durchgeführt, so dass der Bildungsbericht Ruhr ein modellhaftes Vorhaben im Rahmen der „Universitätsallianz Metropole Ruhr” (UAMR) darstellt.
Vorgehen
Der Bildungsbericht Ruhr wird modulartig entlang der Bildungsbiographie aufgebaut. Die Forschungsabteilung BEST wirkt an den Forschungsarbeiten für die Module 1 (Frühkindliche Bildung) und 4 (Hochschulbildung) mit.
Im Hinblick auf das Modul „Frühkindliche Bildung” wird davon ausgegangen, dass Bildungsprozesse mit der Geburt beginnen und die Weichen für eine erfolgreiche individuelle Bildungsbiographie im frühkindlichen Alter gestellt werden. Insofern haben viele Kommunen in den letzten Jahren Netzwerke aufgebaut und Projekte in die Wege geleitet, um Kinder und Familien frühzeitig zu erreichen und ihnen präventiv und niederschwellig Hilfen zugänglich zu machen. Derartige Initiativen sind jedoch bislang wenig erforscht. Daher soll in einem ersten Schritt Transparenz über einschlägige Aktivitäten im Ruhrgebiet geschaffen werden. Verbunden mit einer Auswertung des bundesweiten Forschungsstandes werden auf dieser Basis Kriterien für die Auswahl von Beispielen guter Praxis ermittelt, die näher untersucht werden.
Im Modul „Hochschulbildung” konzentriert sich BEST auf Fragen der Durchlässigkeit des (Berufs-) Bildungssystems, insbesondere zwischen den beiden Säulen der dualen Ausbildung und der Hochschulbildung. Die Zugänge zum tertiären Bildungssektor sind zunehmend offener und flexibler gestaltet, mit dem Ziel, die Hochschulen für neue Zielgruppen zu öffnen und im Hinblick auf den drohenden Fachkräftemangel ein Studium für sie attraktiv zu machen. Für den Bildungsbericht werden zwei unterschiedliche Aspekte einer näheren Analyse unterzogen. Erstens ist die Entwicklung dualer Studiengänge als Beispiel für die Verknüpfung unterschiedlicher Teilbereiche der beruflichen Bildung von Interesse. Es soll der Frage nachgegangen werden, worin die Attraktivität für Betriebe, Hochschulen und Auszubildende/Studierende besteht und welches damit die Gründe dafür sind, dass die Zahl der dualen Studiengänge in vielen Fachrichtungen in jüngster Vergangenheit deutlich zugenommen hat. Hierzu existieren bisher nur wenige empirisch gestützte wissenschaftliche Analysen, weshalb zunächst eine Bestandsaufnahme der Verbreitung dieser spezifischen Ausbildungsform im Ruhrgebiet im Vordergrund steht, ergänzt um Fallstudien zu Beispielen guter Praxis. Von Interesse ist zweitens die Entwicklung von Programmen, mit denen Hochschulen in zunehmendem Maße (potenzielle) Studienanfänger/innen unterstützen, um so vor allem jungen Menschen aus eher bildungsfernen Schichten den Zugang zu akademischer Bildung zu erleichtern und sie aktiv bei der Aufnahme eines Studiums zu unterstützen. Gerade die Hochschulen im Ruhrgebiet haben sich dieser Problematik in den vergangenen Jahren zugewandt und sich zur Aufgabe gemacht, entsprechende Programme zu entwickeln. Der Forschungsstand in diesem Feld ist ebenfalls bislang als rudimentär zu bezeichnen; insofern geht es auch hier zunächst um grundlegende Recherchen zur Schaffung von Transparenz und um die Ermittlung und Auswertung von Beispielen guter Praxis.
Publikationen zum Projekt
Böckler, Michael, 2010: Fachkräftemangel im Ruhrgebiet: Perspektiven des Arbeitskräftepotenzials in der Konkurrenz der Regionen. Duisburg: Inst. Arbeit und Qualifikation. IAQ-Report 2010-05 | DOI-Link| Info | Lesen
Kasper, Lisa, 2009: Frühe Hilfen für Kinder und Familien – zur Verknüpfung von Jugendhilfe und Gesundheitswesen: Ergebnisse einer qualitativ-empirischen Untersuchung. Duisburg: Inst. Arbeit und Qualifikation. IAQ-Report 2009-07 | DOI-Link| Info | Lesen