Informationen zum Forschungsprojekt

Die Rolle des Sozialen Dialogs zum Schutz besonders vulnerabler Gruppen in Post-COVID-19 Arbeitsmärkten

Ziel und Aufgabenstellung

Mit dem Ausbruch der COVID-19 Pandemie im März 2020 wurden die politischen Entscheidungsträger*innen auf unterschiedlichen Ebenen vor zuvor unvorhersehbare Herausforderungen gestellt. Diese betrafen nicht nur den Schutz der Gesellschaften und besonders vulnerabler Gruppen vor direkten (gesundheitlichen) Folgen der Pandemie, sondern gehen auch mit erheblichen Risiken einer steigenden sozialen Ungleichheit einher. Denn die COVID-19 Pandemie hat die soziale und materielle Lage besonders vulnerabler Gruppen im Vergleich zum vorherigen Zustand nochmals (teils deutlich) verschlechtert.

Verwendet man die Definition der Europäischen Kommission (2010), bezieht sich das Konzept „vulnerabler Gruppen“ auf Menschen, die von einem überdurchschnittlich hohen Armutsrisiko und ggf. auch sozialer Exklusion betroffen sind. Dabei kann es sich z.B. um Personen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen, Migrant*innen, ethnische Minderheiten, Wohnungslose, alleinstehende ältere Menschen und Familien mit geringen Einkommen (insbesondere Alleinerziehende) handeln. Aufgrund der Besonderheiten und Folgen der COVID-19 Pandemie wurde das normale Leben deutlich beeinträchtigt und es waren große Teile der Bevölkerung von teils massiven unterschiedlichen Einschränkungen betroffen.

Das Forschungsprojekt zielt darauf ab, Möglichkeiten und Herausforderungen zur Stärkung des Sozialen Dialogs in der außergewöhnlichen COVID-19 Pandemie zu untersuchen, indem politische Maßnahmen auf der regionalen, nationalen und europäischen Ebene in 10 EU-Staaten sowie zwei EU-Beitrittskandidaten analysiert und dokumentiert werden. Die zentrale Fragestellung des Projektes lautet, welche Rolle der Soziale Dialog auf der regionalen, nationalen und der europäischen Ebene bei der Beschäftigungssicherung und der sozialen sowie materiellen Absicherung der Bevölkerung in der Pandemie gespielt hat. Zu diesem Zweck ist vorsehen, teilstandardisierte Interviews mit Expert*innen auf der regionalen, nationalen und europäischen Ebene zu führen.

Zur Vorbereitung der Studie, die von Prof. Minna van Gerven von der Universität Tampere (zuvor Helsinki) und Marta Kahancowa vom „Central European Labour Studies Institute“ in Bratislava koordiniert und geleitet wird, hatte das CELSI bereits im März 2020 begonnen, eine Datenbank (COPReQ) aufzubauen, in der unterschiedliche ergriffene Maßnahmen zur Bewältigung der Pandemie und ihrer sozialen Folgen systematisch erfasst werden. Diese umfasst derzeit 14 unterschiedliche Typen von (Gegen-)Maßnahmen und über 600 ergriffene einzelne Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie oder zur Abfederung der teils erheblichen Einkommenseinbußen (z.B. im Rahmen von Kurzarbeit oder auch aufgrund der Schließung gastronomischer Betriebe).

Weitere am Konsortium Beteiligte sind die Universität Stockholm, die Universität Tampere, das Lithuanian Social Research Center in Vilnius, die Universität Duisburg-Essen, die Universität Belgrad und die FONDAZIONE ADAPT in Modena. Hinzu kommen eine Reihe von assoziierten Partner*innen, die das Projekt ideell unterstützen und begleiten (z.B. die Gewerkschaften aus Finnland und der Slowakei), das European Social Observatory und das European Trade Union Institute (ETUI).

Im Rahmen des Projektes sollen insgesamt fünf Arbeitspakete zu den folgenden Themen und Fragestellungen bearbeitet werden:

  • Eine vergleichende quantitative und qualitative Analyse der in der „COVID-19 Policy Response Inquiry-Datenbank“ (COPReQ) erfassten politischen und sonstigen ergriffenen Maßnahmen zur Bewältigung der COVID-19 Pandemie und ihrer darüber hinaus weisenden Folgen.
  • Eine umfassende Literaturanalyse und das Design des konzeptionellen Frameworks, das von der Universität Tampere und CELSI verantwortet wird. Darüber hinaus soll die empirische Feldphase von der Universität Tampere und CELSI gemeinsam mit den anderen beteiligten Partnern konzipiert, vorbereitet und durchgeführt werden.
  • Die Datensammlung und -analyse basiert u.a. auf Desk Research und der Sichtung und Auswertung von Policy Papers, akademischen Publikationen sowie von statistischen Daten. Auf dieser Basis soll auch die COPReQ-Datenbank weiter ergänzt und laufend aktualisiert werden.
  • Ein wichtiger Baustein des Projektes besteht darüber hinaus darin, teilstandardisierte Interviews mit Key Stakeholdern auf der nationalen Ebene (z.B. Politiker*innen, Vertreter*innen der Sozialpartner, weiteren relevanten Akteuren, NGO’s sowie akademischen Expert*innen) und auf der Ebene der EU-Kommission zu führen.
  • Die Interviews mit Vertreter*innen der Sozialpartner sollen in insgesamt 10 EU-Ländern sowie mit zwei Beitrittskandidaten geführt und mithilfe der Amberscript Technology verschriftlicht bzw. kodiert werden. Diese Feldarbeit zielt auch darauf ab, den Datensatz weiter zu aktualisieren und darüber hinaus auf dieser Basis jeweils mehrere Policy Papers bzw. Policy Briefs zu erstellen.
  • Außerdem sollen sechs zwei-ländervergleichende Videos erstellt werden, in denen zentrale Projektergebnisse plastisch aufbereitet werden. Diese Videos sollen darüber hinaus auch für regionale Online-Konferenzen mit unterschiedlichen Stakeholdern genutzt werden.
  • Das Team der Uni Duisburg-Essen ist u.a. für den Vergleich der ergriffenen Maßnahmen in Deutschland und den Niederlanden zuständig. Darüber hinaus soll das IAQ gemeinsam mit der Universität Helsinki für eine öffentlichkeitswirksame Verbreitung der Projektergebnisse in Westeuropa sorgen.

Die Ergebnisse der ländervergleichenden Analysen sollen in Arbeitspapieren und wissenschaftlichen Publikationen aufgearbeitet und dokumentiert werden.

Quellen

European Commission (2010): Inclusion of vulnerable groups, http://ec.europa.eu//employment_social/2010againstpoverty/extranet_vulnerable_en.pdf

Kahanec, Martin/Martišková, Monika/Lichá, Monika et al. (2020): COVID-19 Policy Response Questionnaire (COPReQ), Central European Labour Studies Institute (CELSI), Bratislava, Slovakia.

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.11.2021 - 30.11.2023

Forschungsabteilung
Flexibilität und Sicherheit

Leitung:
Dr. Karen Jaehrling

Bearbeitung:
Dr. Thorsten Kalina, Dr. Conrad Lluis

Finanzierung:
EU DG Employment and Social Affairs