Informationen zum Forschungsprojekt
Karrieren von Absolventen dualer Studiengänge in Unternehmen der chemischen Industrie
Ziel und Aufgabenstellung
Duale Studiengänge verbinden Elemente der beruflichen Ausbildungspraxis in den Betrieben und der akademischen Ausbildung in den Hochschulen und Berufsakademien. Es stellt sich die weitergehende Frage, ob über diesen doppelt qualifizierenden Ausbildungsweg eine neue Beschäftigtengruppe in die Unternehmen einmündet, die sich von den nur beruflich oder nur akademisch ausgebildeten Beschäftigten unterscheidet. Dies insbesondere im Hinblick auf erwartete und reale Karriereoptionen und realisierte betriebliche Karrierepfade.
Das hier skizzierte Projekt soll diese Frage beantworten und den betrieblichen Parteien, dem Personalmanagement einerseits und der betrieblichen Interessenvertretung andererseits, die Spezifika dieser Beschäftigtengruppe verständlicher machen und ihnen Handlungswissen im Umgang mit den Absolventen eines dualen Studiums zur Verfügung stellen.
Während ihres Studiums haben die dual Studierenden klare Erwartungen an ihre berufliche Zukunft, geprägt von einer hohen Karriereorientierung mittels hoher Einstiegsoptionen und schnellen Aufstiegswegen.
Im Forschungsprojekt Dual-Chem wird untersucht, ob - nach einer Berufserfahrung von mindestens drei Jahren - sich diese Erwartungen in Unternehmen der chemischen Industrie erfüllt haben oder modifiziert wurden und ob sie überhaupt im jeweiligen Unternehmenskontext realistisch gewesen sind. Die Erfahrungen der Absolventen werden dabei durch die des Personalmanagements und der Interessenvertretung in den Unternehmen ergänzt.
Vorgehen
Das Forschungsdesign des Projekts ist explorativ angelegt. Ziel ist nicht die Erhebung repräsentativer Daten sondern die Beantwortung der Forschungsfragen anhand von Fallstudien, in denen ein bisher kaum erforschtes Feld explorativ beleuchtet wird. Die empirisch-qualitative Exploration ermöglicht es in diesem Forschungszusammenhang durch die Aufbereitung und Darstellung qualitativer Daten Wirkungszusammenhänge bei Karriereverläufen von Absolventen dualer Studiengänge mit wesentlichen Faktoren erkennbar zu machen (Bortz/Döring 2002).
Für die Erhebung der Daten zu den Karrierewegen der Absolventen dualer Studiengänge sind fünf Fallstudien in Unternehmen der chemischen Industrie vorgesehen. Jede Fallstudie umfasst fünf bis sieben Experteninterviews in dem jeweiligen Betrieb. Die Gespräche mit Absolventen, Mitarbeitern des Personalmanagement und der Interessenvertretung finden anhand von zielgruppenspezifischen Leitfäden statt, damit die Interviews in ihrer inhaltlichen Struktur einerseits Vergleichsmöglichkeiten bieten und andererseits Freiräume für die subjektiven Schwerpunkte der Gesprächspartner vorhanden sind. Bei der Auswahl der Befragungspersonen werden einige wesentliche Kriterien berücksichtigt.
Es werden in jeden Fall drei Absolventen dualer Studiengänge mit mindestens dreijähriger Berufserfahrung für die Interviews ausgewählt, um Karriereverläufe über einen längeren Zeitraum nachzeichnen zu können. Die Absolventen sollten Abschlüsse aus unterschiedlichen dualen Studienrichtungen wie z. B. Ingenieurswesen oder Wirtschaftswissenschaften vorweisen, da Unterschiede der Karrierewege je nach Fachbereichen möglich sind. Außerdem werden immer ein bis zwei Vertreter des Personalmanagements bzw. der Geschäftsführung und der betrieblichen Interessenvertetung (BR/JAV) befragt. Im Zuge dieses Projekts ist es inhaltlich notwendig Personen für die Befragung zu gewinnen, die die Karrieren der Absolventen dualer Studiengänge über einen gewissen Zeitraum mit verfolgt bzw. mit gestaltet haben. Von Vorteil wer es sicherlich, wenn man zwei Vertreter interviewen könnte, da man so verschiedene Perspektiven einfangen kann.
Bei der Auswahl der Unternehmen werden die verschiedenen Größenklassen der Betriebe in der chemischen Industrie sowie die unterschiedlichen Unternehmenskulturen berücksichtigt. Zudem finden die regionalen Strukturen und die Verteilung der dualen Studiengänge im Bundesgebiet besondere Berücksichtigung. Nach dem zentralen Datenportal AusbildungPlus am Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) sind Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg im Hinblick auf duale Studiengänge die beteiligungsstärksten Bundesländer. In NRW liegt es an der Vielzahl von Hochschulen und Universitäten sowie Initiativen zur Förderung dualer Studiengänge. In Baden-Württemberg gibt es aufgrund der Entstehung der Dualen Hochschule und einer langen Tradition von Berufsakademien (Einführung bereits 1974) eine große Anzahl an dualen Studiengängen. Daher ist davon auszugehen, dass in diesen beiden Bundesländern Unternehmen mit mehrjährigen Erfahrungen im Hinblick auf die Karrierewege vorzufinden sind und Fallstudien in diesen beiden Bundesländern durchgeführt werden.
Vorträge zum Projekt
Katharina Hähn, Iris Nieding, Dr. Monique Ratermann-Busse: Dual Studieren im Blick – Projekte zum „Dualen Studium“ (Posterpräsentation). Tag der Bildungsforschung 2020, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen, Interdisziplinäre Zentrum für Bildungsforschung , 05.02.2020 Weitere Informationen
Katharina Hähn: Berufserfolg von Absolventen dualer Studiengänge in Unternehmen der chemischen Industrie. Workshop "Berufswege von Absolventen dualer Studiengänge in Unternehmen der chemischen Industrie". Wiesbaden, Chemie-Stiftung Sozialpartner-Akademie, 11.12.2015