Informationen zum Forschungsprojekt

Gleichstellungsbezogene Handlungsorientierungen und Handlungsweisen von ProfessorInnen vor dem Hintergrund gleichstellungspolitischer Regelungen

Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist verfassungsrechtlich im Grundgesetz in Art. 3 Abs. 3 verankert, d. h. der Staat soll dort tätig werden, wo eine Gleichberechtigung von Frauen und Männern noch nicht erreicht ist. Dieser Verfassungsauftrag gilt auch für Hochschulen.
Auch der Wissenschaftsrat und die zentralen Wissenschaftsorganisationen, wie etwa die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), haben sich der Gleichstellungsnorm verschrieben und koppeln Fördermittel teilweise an die Bemühungen von Forschenden in ihrem Arbeitsbereich im Sinne des Grundgesetzartikels 3, Abs. 2 tätig zu sein. So formulierten beispielsweise die Mitgliedsinstitutionen der DFG so genannte „Forschungsorientierte Gleichstellungsstandards”.
In Anbetracht dieser Entwicklungen und Vielzahl an Regelungen und Anreizsystemen in der Forschungsförderung erstaunt es, dass die Gleichstellung, vor allem gemessen an dem Anteil von Frauen auf höheren Karrierestufen im Wissenschaftsbetrieb, nur sehr langsam voranschreitet. Die Gründe hierfür sind bislang kaum erforscht. Unklar ist, was bei den einzelnen AkteurInnen in Bezug auf Gleichstellung ankommt, d. h. die Einzelnen von den verschiedenen Regelungen wissen und wie sie dieses Wissen ihr alltägliches berufliches Handeln beeinflusst.

Dieses Forschungsprojekt befasst sich mit den folgenden Fragen: Was kommt bei den einzelnen AkteurInnen in der Hochschule – insbesondere Professorinnen und Professoren als „Gatekeeper“ für wissenschaftliche Karrieren - im Hinblick auf Gleichstellungspolitik und entsprechenden Maßnahmen überhaupt an? Welche Gleichstellungsmaßnahmen sind überhaupt bekannt und werden wahrgenommen? Wie gehen die Einzelnen mit diesen um? Wie werden sie umgesetzt? Inwieweit werden diese Wissensvorräte als „Veränderungswissen” wirksam und tragen zum Wandel organisationaler Kultur und individuellen Handelns bei?
Das Gesamtziel des Forschungsvorhabens besteht darin, die Black Box des Geschlechterwissens zu öffnen und zu untersuchen, ob und wie die im Laufe der vergangenen Jahrzehnte außerhalb und innerhalb der Hochschulen entwickelten gleichstellungspolitischen Wissensvorräte in der Hochschule heute diskursiv verfügbar sind und zum Wandel organisationaler Geschlechterverhältnisse und -kulturen beitragen.

Die Projektergebnisse machen deutlich, dass Gleichstellung als Thema an der Hochschule „angekommen“ ist und die Bedeutung von Gleichstellungsmaßnahmen von Professor_innen nicht grundsätzlich angezweifelt wird, dass zugleich aber Vorbehalte gegenüber einzelnen Instrumenten, vor allem Quoten, bestehen. Konflikte werden insbesondere wahrgenommen zwischen dem Anspruch an Exzellenz/Bestenauslese und dem Anspruch an Frauenförderung/Gleichstellung. Wissenschaft erscheint als Kampfarena, die geprägt ist durch Konkurrenz und das ständige Sich-Beweisen müssen. Für die geringe Präsenz von Frauen in den hohen Karrierepositionen des Wissenschaftssystems werden Vereinbarkeitsfragen und spezifische Wertvorstellungen und Verhaltensweisen verantwortlich gemacht.  

Publikationen zum Projekt

Klammer, Ute, 2020: Gleichstellung ist gut, aber .... . In: DIE ZEIT 34/2020, 13. August 2020, S. 37 | Lesen

Klammer, Ute / Altenstädter, Lara / Petrova-Stoyanov, Ralitsa / Wegrzyn, Eva, 2020: Gleichstellungspolitik an Hochschulen. Was wissen und wie handeln Professorinnen und Professoren? Opladen [u.a.]: Verlag Barbara Budrich, ISBN: 978-3-8474-2397-3 | Lesen

Klammer, Ute, 2019: Zwischen Vorschriften, Anreizen und Rollenbildern: Gleichstellungsbezogene Handlungsorientierungen und Handlungsweisen von Professor/-innen. In: IZGOnZeit H. 8, S. 57–69 | Lesen

Klammer, Ute, 2019: Gleichstellung versus Exzellenz? Studie zur Frauenförderung an Hochschulen. In: vhw Mitteilungen 2+3/2019, S. 27-28

Klammer, Ute, 2019: Zwischen Vorschriften, Anreizen und Rollenbildern Gleichstellungsbezogene Handlungsorientierungen und Handlungsweisen von Professor/-innen. In: Nicole Burzan: Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen. Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018| Info | Lesen

Klammer, Ute / Altenstädter, Lara / Petrova-Stoyanov, Ralitsa / Wegrzyn, Eva , 2019: Gleichstellung an Hochschulen: Was wissen und wie handeln Professoren und Professorinnen als „Gatekeeper“ wissenschaftlicher Karrieren? In: Journal Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW 44/2019, S. 36–44

Klammer, Ute / Altenstädter, Lara / Wegrzyn, Eva / Petrova-Stoyanov, Ralitsa, 2019: Frauenförderung und Gleichstellungspolitik an Hochschulen – was wissen und wie handeln Professoren und Professorinnen? Duisburg: Inst. Arbeit und Qualifikation. IAQ-Report 2019-04 | DOI-Link| Info | Lesen

Vorträge zum Projekt

Caroline Richter, Dr. Anna Christmann, MdB, Mitbegründerin von #SheTransformsIT; Alexandra Geese MdEP, Initiatorin von #HalfOfIT und #EUDigitalManifesto: Die Digitalisierung braucht mehr Frauen! Webinar am Weltfrauentag zum Digital Gender Gap, 08.03.2021  Weitere Informationen

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.10.2015 - 30.09.2018

Forschungsabteilung
Flexibilität und Sicherheit

Leitung:
Prof. Dr. Ute Klammer

Bearbeitung:
, Lara Altenstädter (Inst. f. Soziologie), Ralitsa Petrova-Stoyanov (Inst. f. Soziologie), Eva Wegrzyn (Inst. f. Soziologie)

Finanzierung:
Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW