Informationen zum Forschungsprojekt
Gender time gaps
Ziel und Aufgabenstellung
Ziel des Forschungsprojekts ist die Beschreibung und Analyse der Determinanten weiblicher Erwerbstätigkeit im internationalen Vergleich (EU-27) unter der Berücksichtigung einer Lebensverlaufsperspektive. Dabei beschränkt sich die Analyse nicht nur auf Erwerbsquoten sondern bezieht auch das Arbeitszeitvolumen (Arbeitszeiten) mit in die Untersuchung ein. Im Zentrum steht dabei die Frage nach den Ursachen und Bedingungen für länderspezifische Lösungen der weiblichen Arbeitsmarktpartizipation, insbesondere der von Müttern kleiner Kinder. Konkret untersuchen wir den Einfluss von verschiedenen Faktoren, die auf unterschiedlichen Ebenen angesiedelt sind:
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Auf der Makroebenesind dies unterschiedliche Ausprägungen institutioneller Rahmenbedingungen des Wohlfahrtstaates sowie der Geschlechterpolitiken hinsichtlich „Care”, die Unterschiede in der Erwerbstätigkeit von Männern und Frauen beeinflussen.
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Auf der Mesoebene werden Arbeitszeitregelungen im betrieblichen Kontext (flexible Arbeitszeitgestaltung, Verbreitung von Teilzeitarbeitsplätzen, die Möglichkeit von Vollzeit auf Teilzeit zu wechseln etc.) untersucht und anschließend auf Länderebene in Bezug zur weiblichen Erwerbstätigkeit gesetzt.
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Auf der Mikroebene konstituieren dagegen individuelle Eigenschaften und Merkmale die Erwerbstätigkeit. Hier wären z.B. die berufliche Qualifikation und der Bildungsgrad der Beschäftigten sowie die spezifische Haushaltssituation oder Lebensphase zu untersuchen.
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Wesentlich ist zudem die Annahme, dass in einer Gesellschaft vorherrschende Geschlechterleitbilder eine Mediatorwirkung auswirken und zwischen den drei identifizierten Einflussfaktoren und der Arbeitsmarktteilhabe vermittelnd wirken. Dementsprechend werden die Einstellungen und Vorstellungen zur Erwerbsbeteiligung von Frauen und untersucht, um so eine Landkarte von Geschlechterleitbildern in Europa zu skizzieren.
Dabei wird davon ausgegangen, dass die einzelnen Faktoren nicht unabhängig voneinander ihren Einfluss auf die Erwerbstätigkeit ausüben, sondern in einem wechselseitigen Wirkungszusammenhang stehen. Dabei geht es darum, die oben skizzierten Erklärungszusammenhänge auf ihre empirische Evidenz zu überprüfen und so zu einem verbesserten Verständnis der Bedingungen weiblicher Erwerbstätigkeit zu kommen. Dadurch ist es letztlich möglich, dieStellschrauben zu identifizieren, die es ermöglichen, lebensphasenspezifische und passgenaue Maßnahmen zur Förderung einer vollwertigen Arbeitsmarktintegration von Frauen zu entwickeln.
Vorgehen
Im Rahmen des Projektes werden quantitative empirische Auswertungen durchgeführt. Als Datengrundlage dienen vier internationale Datensätze: Die Erfassung der weiblichen Erwerbsquote und des Arbeitsvolumens (Vollzeitäquivalente) erfolgt mit dem Labour Force Survey (LFS), für die Darstellung der Arbeitszeiten im Lebensverlauf wird sowohl auf den LFS oder den European Working Conditions Survey zurückgegriffen (EWCS). Die Verbreitung familienfreundlicher Arbeitsplatzangebote wird durch den European Company Survey abgebildet. Die Ermittlung der Geschlechterleitbilder werden mittels der Daten des European Social Surveys (ESS) konstruiert und anschließend in Bezug zur weiblichen Erwerbstätigkeit gesetzt.
Anhand deskriptiver Analysen wird in einem ersten Schritt die Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern in der EU-27 betrachtet. Für die Betrachtung von Beschäftigungsquoten, Arbeitszeiten und Vollzeitäquivalenten im Geschlechtervergleich wird dabei eine Lebensverlaufsperspektive eingenommen bzw. die Erwerbsbeteiligung anhand verschiedener theoretisch relevanter Lebensphasen analysiert
Vorträge zum Projekt
Dr. Angelika Kümmerling, Dominik Postels: Why are some countries more successful in integrating women into the labour market? Evidence from multi-level analysis. Differences, Inequalities and Sociological Imagination. 12th Conference of the European Sociological Association, 25.-28.08.2015. Prague, ESA, 27.08.2015
Dr. Angelika Kümmerling, Dominik Postels: What impacts on women's working time? Individual factors and beyond . 27th Annual Conference: Inequality in the 21st Century. London, Society for the Advancement of Socio-Economics (SASE), 02.07.2015
Dr. Angelika Kümmerling, Dominik Postels: The impact of family-policy, institutional arrangements and firm-level characteristics on women’s working time. Evidence from multi-level analysis. 36th Annual Conference: Long term trends in the world of work and effects of the economic crisis: Policy challenges and responses. Athens, International Working Party on Labour Market Segmentation (IWPLMS), 23.06.2015
Dr. Angelika Kümmerling: Zukünftig mehr Zeit!? Warum nicht mal 30/30 statt 40/20? Bundesfrauenausschuss der IGBCE, Bad Münder, 09.06.2015
Dr. Angelika Kümmerling, Christine Üyük: Working time across the life course – a longitudinal approach. SLLS International Conference . Lausanne, Society for longitudinal and life course studies, 11.10.2014
Dr. Angelika Kümmerling, Patrick Lazarevic: Gegenwart und Zukunft der Arbeitszeitmessung. 2. Symposium der Arbeitszeitgesellschaft. Dortmund, Arbeitszeitgesellschaft, 26.09.2014
Dominik Postels, Christine Üyük, Dr. Angelika Kümmerling: Same system, same working time patterns of women in reunified Germany? Determinants of women's working patterns in East- and West-Germany. International Working Party on Labour Market Segmentation . Manchester Business School , Manchester, University of Manchester , 11.09.2014