Informationen zum Forschungsprojekt
Die Vermarktlichung von Arbeitsmarktdienstleistungen im europäischen Vergleich
Ziel und Aufgabenstellung
Arbeitsmarktdienstleistungen, die außerhalb der öffentlichen Arbeitsverwaltung erbracht werden, stellen nach ihrem wirtschaftlichen Volumen wie nach der Anzahl der Beschäftigten eine Branche von relevantem Gewicht dar, die jedoch aufgrund ihrer Zersplitterung kaum wahrgenommen wird. Diese heterogene Branche unterliegt Umstrukturierungen und Herausforderungen durch Veränderungen im arbeitsmarktpolitischen Maßnahmenmix, durch Ausgabenkürzungen, die zunehmende Anwendung von (wettbewerblichem) Vergaberecht und Gutscheinsystemen sowie durch die Schaffung europäischer Dienstleistungsmärkte.
Während die zunehmende Vermarktlichung von Arbeitsmarktdienstleistungen als allgemeiner Trend in der aktiven Arbeitsförderung europäischer Länder zu identifizieren ist, sind die – vom jeweiligen nationalen Recht geprägten – konkreten Marktstrukturen und Vergabebedingungen von Arbeitsmarktdienstleistungen höchst unterschiedlich, wobei sie einen entscheidenden Einflusses auf die Beschäftigungs- und Arbeitsqualität der in diesem Bereich Beschäftigten - und damit indirekt auch die Qualität und Wirksamkeit der erbrachten Dienstleistungen – ausüben. Das Projekt MESEC untersucht und vergleicht die unterschiedlichen Marktstrukturen und Vergabepraktiken von Arbeitsmarktdienstleistungen in drei Ländern (Deutschland, Dänemark und Großbritannien) und widmet sich dabei insbesondere deren Auswirkungen auf die Arbeits-, Entgelt- und Beschäftigungsbedingungen sowie den Implikationen für die Qualität und Wirksamkeit der erbrachten Dienstleistungen. Der internationale Vergleich unterschiedlicher Gestaltungen vermarktlichter Systeme bietet die Chance, die scheinbare Alternativlosigkeit von immer schärferer Preiskonkurrenz, immer kürzeren Vergabezyklen und Prekarisierung von Beschäftigungsbedingungen aufzubrechen und Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten für den Gesetzgeber, die gewerkschaftlichen und betrieblichen Interessenvertretungen der Beschäftigten sowie die verbandlichen Organisationen der Anbieter von Arbeitsmarkdienstleistungen aufzuzeigen.
Im Zentrum des Projekts stehen vergleichende Fallstudien bei Arbeitsmarktdienstleistern (in Deutschland „Träger” genannt). Diese werden ergänzt durch Literaturanalysen, statistische Vergleiche, vergleichende institutionelle Analysen und Expertengespräche mit zentralen Akteuren des Marktes für Arbeitsmarktdienstleistungen sowie mit Vertretern der Dachorganisation der Anbieter und Gewerkschaften. Auch die Ausschreibungsverfahren in den drei Ländern werden vergleichend analysiert und typisiert, soweit möglich auch durch vergleichende Textanalysen.
Projektpartner
Prof. Fleming Larsen / Karen Breidahl, University of Aalborg – Centre for Labour Market Research (CARMA)
Prof. Ian Greer / Dr. Graham Symon, University of Greenwich (London) – Work and Employment Research Unit (WERU)
Vorträge zum Projekt
Prof. Dr. Matthias Knuth: Vermarktlichung von Arbeitsmarktdienstleistungen: Dilemmata wohlfahrtsstaatlicher Aktivierung. WZB-Reihe Great Crisis of Capitalism - A Second Great Transformation?. Berlin, Wissenschaftszentrum Berin für Sozialforschung, 15.11.2017
Prof. Dr. Matthias Knuth: Vergabe von Arbeitsmarktdienstleistungen im internationalen Vergleich. Vergabe von Arbeitsmarktdienstleistungen: Qualität hat ihren Preis!. Berlin, Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, 04.06.2015
Prof. Dr. Matthias Knuth: „Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ als staatlich inszenierter Wohlfahrtsmarkt. Soziale und gesundheitsbezogene Dienstleistungsarbeit im Wohlfahrtsstaat. Hattingen, Hans-Böckler-Stiftung, 01.06.2015
Prof. Dr. Matthias Knuth, Johannes Kirsch: Deutschland: ein kleinteiliger, staatlich inszenierter Markt für Arbeitsmarktdienstleistungen. Marketization of Employment Services in European Comparison - Final workshop of the research project MESEC. In Kooperation mit: Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf, 24.04.2015
Prof. Dr. Matthias Knuth: Vermarktlichung und Arbeit mit dem “Kunden” in Aktivierungsprogrammen für Langzeitarbeitslose. Deutschland, England und Frankreich im Vergleich. Tertiarisierung der Gesellschaft. Zweite Tagung. München, Internationales Begegnungszentrum der Wissenschaft (IBZ) , Initiative Social Science Service Research (3sR), 27.03.2014
Prof. Dr. Matthias Knuth: Schneller, mehr, billiger? Aktive Arbeitsförderung als Dienstleistungsmarkt. Berufliche Teilhabe und „Zertifizierung“. Kassel, Deutscher Sozialrechtsverband e.V., 25.02.2014