Informationen zum Forschungsprojekt

Jobcenter und psychische Gesundheit von Menschen mit Fluchterfahrung

Inzwischen sind knapp 500.000 Personen aus den wichtigsten Asylherkunftsländern in der Bundesrepublik sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Die Arbeitsmarktintegration Geflüchteter ist – wie erwartet – langwierig, zeigt aber spürbare Beschäftigungseffekte auf einem Arbeitsmarkt, der an vielen Stellen durch Fachkräftemangel geprägt ist. Zugleich bestehet eine Reihe von Hindernissen der Arbeitsmarktintegration von Geflohenen. Zu nennen sind vor allem Sprachbarrieren, bürokratische Komplikationen in neuen Lebenswelten, aber auch die fehlende Anerkennung von Bildungsabschlüssen aus dem Herkunftsland.

In den letzten Jahren ist ein beständiger Anstieg von Arbeitsunfähigkeit und Erwerbsminderung aufgrund psychischer Erkrankungen zu beobachten. Das Thema psychische Gesundheit/Krankheit rückt zunehmend in den Fokus von Wissenschaft und Öffentlichkeit. Es existieren inzwischen auch zahlreiche Hinweise darauf, dass die Situation im Herkunftsland, widrige Umstände der Flucht, wie auch die Aufnahmebedingungen in der Bundesrepublik dazu führen, dass bei Geflohenen ein erhöhtes Risiko vorliegt, psychisch krank zu werden.

Sobald Schutzsuchende anerkannt werden, fallen sie in den Regelbereich des SGB II und werden von Jobcentern bei ihrer Bildungs- und Arbeitsmarkteilhabe unterstützt. Vor diesem Hintergrund stellt das Projekt die Frage, wie in Jobcentern die psychische Verfassung von Geflohenen eingeschätzt und bearbeitet wird.

Um dem nachzugehen, führen wir in insgesamt acht Jobcentern bundesweit Fallstudien durch. Pro Standort werden vier Fach- bzw. Führungskräfte sowie eine Vertreter*in einer medizinisch begutachtenden Stelle (z.B. Ärztlicher Dienst der lokalen Agentur für Arbeit) befragt. Darüber hinaus sprechen wir mit ehrenamtlichen Begleiter*innen von Geflüchteten und mit externen Expert*innen. Die Fallstudien sind Teil eines größeren Projektzusammenhangs. Das Forschungsprojekt wird vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und dem Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) gemeinsam durchgeführt.

Vorträge zum Projekt

Ariana Kellmer, Dr. Daniela Böhringer, Katja Hartosch: Sprachliche Diversität in der Beratung von Menschen mit Fluchterfahrung in deutschen Jobcentern. Teilhabebezogene Beratung und Betreuung vulnerabler Personen – Perspektiven qualitativer Forschung, 7.11.2024 – 8.11.2024, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 08.11.2024  Weitere Informationen

Prof. Dr. Martin Brussig, Peter Kupka: Precarious mental health of refugees and how job centres in Germany deal with it: a mixed methods approach. The politics of mobility and precarity – and the alternatives. 22nd Nordic Migration Research Conference at the University of Bergen, 14.08.2024  Weitere Informationen

Ariana Kellmer, Peter Kupka: How job centres in Germany deal with the mental health of refugees. 5th Street-level Bureaucracy Conference, Copenhagen, Aalborg University, 19.06.2024  Weitere Informationen

Dr. Daniela Böhringer, Prof. Dr. Martin Brussig, Ariana Kellmer, Peter Kupka: How job centres in Germany deal with the mental health of refugees. DeZIM FG-Wednesday, 29.05.2024

Dr. Daniela Böhringer: "Das ist eine ganz unfassbar sensible Thematik": Die Modulierung von Zuständigkeit für das Thema psychische Gesundheit in Interviews mit Arbeitsvermittler*innen. 71. Arbeitskreis Angewandte Gesprächsforschung, 30.11. + 01.12.2023: Über Sprache und sprachliches Handeln sprechen, Universität zu Köln, 30.11.2023  Weitere Informationen

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
03.08.2022 - 31.12.2024

Forschungsabteilung
Arbeitsmarkt – Integration – Mobilität

Leitung:
Prof. Dr. Martin Brussig

Bearbeitung:
Dr. Thorsten Schlee, Dr. Daniela Böhringer, Ariana Kellmer

Finanzierung:
Bundesagentur für Arbeit, (BA)