Informationen zum Forschungsprojekt

Transnationale Interessenvertretung in Europäischen Aktiengesellschaften

Hintergrund und Fragestellung

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Internationalisierung von Unternehmen und Produktionsprozessen gewinnt die Frage nach der Entstehung und Funktionsweise grenzüberschreitender Interessenvertretungen in multinationalen Unternehmen an Bedeutung.

Mit der Europäischen Aktiengesellschaft (Societas Europaea, SE) steht den Unternehmen im Europäischen Wirtschaftsraum erstmals eine supranationale Rechtsform zur Verfügung. Der Einführung der Europäischen Aktiengesellschaft sind jahrzehntelange und sehr kontrovers geführte Diskussionen vorausgegangen, bei der es vor allem um die Frage der Arbeitnehmerbeteiligung ging. Eine Einigung zwischen den Mitgliedstaaten konnte schließlich erst durch eine Verhandlungslösung erzielt werden, bei der die Arbeitnehmerbeteiligung zwischen der Unternehmensleitung und den Arbeitnehmervertreter/innen im Rahmen des SE-Gründungsprozesses ausgehandelt wird. Dabei kann die Arbeitnehmerbeteiligung in der SE sowohl die Information und Konsultation in grenzüberschreitenden Angelegenheiten (sogenannter SE-Betriebsrat) als auch die Mitbestimmung im Aufsichts- oder Verwaltungsrat der SE umfassen. Diese neu geschaffene institutionelle Struktur von SE-Betriebsräten auf der einen und mitbestimmten SE-Aufsichts- bzw. Verwaltungsräten auf der anderen Seite wirft die Frage nach dem Zusammenspiel dieser Gremien auf.

Vor diesem Hintergrund untersucht das Projektvorhaben, wie die Information und Konsultation sowie die Arbeitnehmerbeteiligung in Aufsichts- bzw. Verwaltungsräten in Europäischen Aktiengesellschaften zusammenwirken und welche Implikationen sich daraus für die Interessenvertretung abhängig Beschäftigter über nationalstaatliche Grenzen hinweg ergeben. Im Zentrum des Forschungsprojekts stehen folgende Fragen:

  • Welche Muster der Interessenartikulation bestehen zwischen den SE-Betriebsräten und den Arbeitnehmervertretern in den Aufsichts- und Verwaltungsräten von SEs?
  • Welche Faktoren beeinflussen die Herausbildung bestimmter Artikulationsmuster? Welche Rolle spielt insbesondere die internationale Zusammensetzung der Gremien?
  • Wie wirkt sich die horizontale Artikulation zwischen SE-Betriebsräten und mitbestimmten Aufsichts- bzw. Verwaltungsräten auf die Interessenvertretungschancen der Beschäftigten in den Unternehmen aus?

Vorgehen

Das Projektvorhaben zeichnet sich durch einen Methodenmix aus qualitativem und quantitativem Vorgehen aus. Zum einen wird eine standardisierte Befragung von Arbeitnehmervertretern in SE-Aufsichts- bzw. Verwaltungsräten zur Interessenartikulation zwischen SE-Betriebsräten und mitbestimmten Aufsichtsräten durchgeführt. Zum anderen wird das Zusammenspiel zwischen den beiden Handlungsfeldern anhand von Unternehmensfallstudien vertiefend untersucht.

Publikationen zum Projekt

Vorträge zum Projekt

Dr. Sophie Rosenbohm: Horizontale Europäisierung: Koordination und Integration von Arbeitnehmer:inneninteressen in multinationalen Unternehmen. 41. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Polarisierte Welten", 26.–30.09.2022, Universität Bielefeld, 29.09.2022  Weitere Informationen

Dr. Sophie Rosenbohm: SE Works Councils and board-level employee representation: Experience from Germany. How do EWCs and board-level employee representatives cooperate? ETUI, 24.02.2022

Dr. Sophie Rosenbohm, Jennifer Kaczynska: Experimenting with Articulation: Linking Transnational Information and Consultation and Board-Level Employee Representation in European Companies (SE) . 32nd SASE Annual Meeting, Virtual Conference, July 18-21, 2020, 20.07.2020  Weitere Informationen

Dr. Sophie Rosenbohm: Soziologische Theorien zur Erwerbsregulierung:. Regulating Working Standards, Köln, Hans-Böckler-Stiftung, 29.10.2019

Dr. Sophie Rosenbohm: Employee representation in European Companies (SEs): Links between SEWCs and board-level employee representation. WP Europe Network Meeting, European Trade Union Institute (ETUI). Brussels, 24.09.2019

Dr. Sophie Rosenbohm, Berndt Keller: The European Company (SE): Original expectations and deficiencies of implementation, some political remedies and the lasting political stalemate. ILERA European Congress 2019: Perspectives of Employment Relations in Europe. In Kooperation mit: International Industrial Relations Association – Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 06.09.2019  Weitere Informationen

Dr. Sophie Rosenbohm, Jennifer Kaczynska: Interest articulation in SEs: Board-level employee representatives and their link with SEWCs. ILERA European Congress 2019: Perspectives of Employment Relations in Europe. In Kooperation mit: International Industrial Relations Association – Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 05.09.2019  Weitere Informationen

Dr. Sophie Rosenbohm: Current problems of workers’ representation in Germany. Workers’ Representation in Europe: are there specific Central and Eastern European perspectives?, Lodz, Department of European and Collective Labour Law, Faculty of Law and Administration, Lodz, European Trade Union Institute (ETUI), 28.03.2019

Dr. Sophie Rosenbohm: Board-level employee representation in European Companies (SEs): new prospects for transnational labour voice? Industrial Relations in Europe Conference "Employment relations in the 21st century: Challenges for theory and research in a changing world of work". Centre for Sociological Research (CeSO) and Institute for Labour Law, KU Leuven, Leuven, Netherlands, 11.09.2018

Dr. Sophie Rosenbohm: Europeanization of Co-Determination: The experience of employee representatives in international boards of European companies (SE) . What does Co-Determination do? What can we learn from research? 2nd Biennial Conference. Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Hans-Böckler-Stiftung (HBS), Berlin, 11.06.2018  Weitere Informationen

Dr. Sophie Rosenbohm: Arbeitnehmermitbestimmung in Europa. Europatag 2018. Louis-Baare-Berufskolleg, Bochum, 30.05.2018

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.04.2018 - 31.07.2020

Forschungsabteilung
Arbeitszeit und Arbeitsorganisation

Leitung:
Dr. Sophie Rosenbohm

Bearbeitung:
Jennifer Kaczynska

Finanzierung:
Hans-Böckler-Stiftung

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