Informationen zum Forschungsprojekt

Umsetzung unternehmensnaher Kinderbetreuung in NRW

Ziel und Aufgabenstellung

Das Themenfeld "Unternehmensnahe Kinderbetreuung" hat in den letzten Jahren eine starke Aufwertung erfahren. In verschiedenen Studien konnte nachgewiesen werden, dass es für Unternehmen einen betriebswirtschaftlichen Nutzen bringt, wenn sie sich für die Entwicklung von Betreuungsangeboten für die Kinder ihrer Beschäftigten engagieren. Ebenso besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gefördert werden muss, um von Frauen nicht eine Wahl zwischen Kindern und Erwerbstätigkeit zu erzwingen. Durch Standardangebote ("Ganztagsbetreuung von 7.30 Uhr bis 16.30 Uhr") können die Probleme der Vereinbarkeit nur begrenzt gelöst werden, denn sowohl die zeitlichen Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt als auch die Bedürfnisse der einzelnen Familien sind höchst unterschiedlich. "Komplexe Ökonomie erfordert komplexe Betreuungsarrangements", so lautet dementsprechend eine Zwischenüberschrift im 7. Familienbericht der Bundesregierung (S. 238). Als Konsequenz wird eine "nachhaltige Familienpolitik" gefordert, welche eine "Zeitpolitik" für Familien einschließt. Eine "Zeitpolitik" in diesem Sinne beinhaltet

  • die Kombination von Flexibilität und Verlässlichkeit und
  • die Ermöglichung unterschiedlicher "richtiger" Zeitmuster für Familien ohne normative Vorgaben (S. 243).

Nicht zuletzt angesichts der allgemeinen Debatte um den (drohenden) Fachkräftemangel könnte vor diesem Hintergrund angenommen werden, dass die Entwicklung flexibler unternehmensnaher Kinderbetreuung zu einem "Selbstläufer" würde. Diese Annahme trifft aber nicht zu: Erfahrungen zeigen, dass sich in jedem Einzelfall, in jedem Unternehmen und in jeder Kommune schwierige Entwicklungsprozesse ergeben. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen stehen vor zahlreichen Schwierigkeiten, wenn sie entsprechende Ideen umsetzen wollen. Darüber hinaus bestehen in der Jugendhilfe nach wie vor pädagogische Vorbehalte gegenüber flexiblen Konzepten – es gibt Unsicherheiten darüber, wie die geforderte Kombination von Flexibilität und Verlässlichkeit in der Praxis realisierbar sind, und faktisch – wenn auch oft nicht explizit ausgesprochen –  existiert eine Vielfalt an normativen Vorstellungen darüber, welche Zeitmuster für Familien „richtig” sind und welche nicht.  realisiert werden, wodurch die Umsetzungsprozesse weiter erschwert werden. Diese Probleme hängen wiederum damit zusammen, dass Fragen der Qualität flexibler Betreuung bisher zu wenig beachtet wurden; dies gilt sowohl im Hinblick auf die Definition von Qualitätskriterien (also auf die pädagogische Gestaltung flexibler Betreuung) als auch auf die Frage nach geeigneten Instrumenten der Qualitätssicherung (Verfahren).

Bei vielen Beteiligten setzt also die Entwicklung und Umsetzung unternehmensnaher Kinderbetreuung in mancherlei Hinsicht einen Umdenkprozess voraus. Konzepte unternehmensnaher Kinderbetreuung brauchen eine breite Öffentlichkeit und fachliche Unterstützung, um in Nordrhein-Westfalen Fuß fassen zu können. Deshalb sollten mit Hilfe des Projektes zum einen Unternehmen, Träger und Kommunen bei der Entwicklung von Konzepten unterstützt werden (Beispiele guter Praxis). Zum anderen ging es darum, Instrumente zu erarbeiten, welche Leitlinien für die Entwicklung und Umsetzung qualitativ hochwertiger, flexibler und unternehmensnaher Betreuungsangebote bieten.

Vorgehen

Im Projekt wurden im Rahmen von Praxis-Fallstudien Projekte unternehmensnaher Kinderbetreuung fachlich beraten und begleitet (Aktionsforschung). Dabei wurden die Entwicklungs- und Umsetzungserfahrungen systematisch ausgewertet und dabei förderliche und hemmende Faktoren analysiert. Ein Netzwerk  aus Unternehmen und Arbeitgeber/inne/n, Kommunen, Trägern und anderen Institutionen diente dem Erfahrungsaustausch, der gemeinsamen Entwicklung von Lösungsansätzen und dem Transfer. Begleitend wurden im Sinne einer Transfer- Fachtagungen und Medienarbeit durchgeführt. Als zentrales Ergebnis des Projektes wurde ein Instrumentarium zur Qualitätssicherung flexibler, unternehmensnaher Betreuungsangebote erarbeitet.

Das Projekt knüpft damit an mehrere Projekte an, die die Forschungsabteilung im Rahmen der Initiative „U.Fa.Flex.” (Unternehmen – Familie – Flexibilität) durchgeführt hat. Kooperationspartner der U.Fa.Flex.-Initiative sind arbeitgeber nrw, die Landesvereinigung der Arbeitgeberverbände Nordrhein-Westfalen e.V. Düsseldorf, sowie der auf die Entwicklung und Umsetzung flexibler Betreuungskonzepte spezialisierte do.it projekt-management GmbH & Co.KG Beratungsservice, Castrop-Rauxel. Die Entwicklung des Instrumentariums zur Qualitätssicherung erfolgte darüber hinaus in Zusammenarbeit mit pme Familienservice, einem bundesweit agierenden Dienstleistungsunternehmen für unternehmensnahe Kinderbetreuung und weitere familienbezogene Leistungen.

Publikationen zum Projekt

Vorträge zum Projekt

Dr. Brigitte Micheel: Flexible Kinderbetreuung: Instrumentarium zur Qualitätsentwicklung. Flexibilität und Qualität in der Kinderbetreuung – Strategien zur Fachkräftesicherung. Fachtagung. Abschlussveranstaltung zum Projekt im Landeswettbewerb familie@unternehmen.nrw, Düsseldorf, 11.05.2011

Dr. Brigitte Micheel, Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey: Moderation Fachforum U.Fa.Flex. "Umsetzung unternehmensnaher Kinderbetreuung in NRW". Mit Vorträgen von Anke Schicketanz-Dey, Natalie Frase, Christa Krollzig, Angelika Kirstein.. Düsseldorf, Haus „arbeitgeber nrw“, Landesvereinigung der Arbeitgeberverbände NRW, 16.09.2009  Vortragsfolien

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.01.2009 - 30.06.2011

Forschungsabteilung
Bildung, Entwicklung, Soziale Teilhabe

Leitung:
Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey

Bearbeitung:
Dr. Brigitte Micheel

Finanzierung:
Ministerium für Generationen, Familien, Frauen und Integration des Landes NRW