Summerschool "Werkstatt an der Grenze"
Die Idee
Die Idee war ganz einfach: Niederländische und deutsche Studierende treffen sich, um eine Woche lang gemeinsam im Dialog über Themen gemeinsamer Geschichte und Gegenwart zu forschen. Dabei lernt man sich kennen. Das Wissen voneinander wird vertieft, das gegenseitige Verständnis gefördert, die Bereitschaft, Kontakte zu pflegen und auszubauen, erhöht. Nationale Vorurteile geraten auf den Prüfstand. – Nijmegen, Kleve und Duisburg-Essen sind als Hochschulstandorte nicht weit voneinander entfernt. Das sind sehr gute Voraussetzungen, um eine solche Idee in die Tat umzusetzen.
Partner und Förderer der Werkstatt an der Grenze/Summerschool
Bericht über die Summerschool 2021
Unter dem Titel Das Ende des Zweiten Weltkriegs im deutsch-niederländischen Grenzraum fand im April und Mai dieses Jahres die internationale Werkstatt an der Grenze statt. An vier Tagen erarbeiteten niederländische und deutsche Studierende anhand verschiedener Schwerpunkte und unterschiedlicher wissenschaftlicher Ansätze gemeinsam Thematiken rund um den Zweiten Weltkrieg. Die Studierenden der vier teilnehmenden Universitäten (Universität Duisburg-Essen, Radboud Universiteit in Nijmegen, Hogeschool Arnhem-Nijmegen und Hochschule Rhein-Waal in Kleve) fanden sich hierzu in binationalen Teams zusammen und wurden durch Dozierende der Universitäten betreut. Am Ende der Projektzeit präsentierte jede Gruppe die Ergebnisse ihres Untersuchungsprojekts und verfasste eine schriftliche Ausarbeitung. Diese Essays werden in einem Sammelband zusammengefasst und mit finanzieller Unterstützung der Provinz Gelderland publiziert. Organisiert und koordiniert wurde die Springschool dieses Jahr von Prof. Dr. Ralf-Peter Fuchs (Landesgeschichte der Rhein-Maas-Region / InKuR) und Prof. Dr. Ute K. Boonen (Germanistik / Niederlandistik) der Universität Duisburg-Essen.
Weiterlesen
Die Werkstatt wurde aufgrund der geltenden Coronaverordnung online durchgeführt mithilfe der Plattformen Expo-Cloud und Zoom, um einen möglichst interaktiven Austausch zwischen den internationalen Studierenden sowie den Mitwirkenden zu ermöglichen und zu fördern. Zur Einführung in das Thema wurden Vorträge aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Fachbereichen gehalten, wobei neben der historischen Perspektive auch didaktische und literaturwissenschaftliche Ansätze vorgestellt wurden.
Prof. Dr. Reinhild Kreis von der Universität Siegen begann die Vortragsreihe am ersten Tag mit ihrem Beitrag Die Kriegswirtschaft zuhause. Alltag zwischen Notbehelf und Regulierung im 2. Weltkrieg. Dr. Ralf Blank vom Stadtarchiv Hagen verdeutlichte den Zuhörer:innen im Anschluss das Ausmaß der Bombenangriffe anhand von Fotos in seinem Vortrag Luftkrieg im Ruhrgebiet und am Niederrhein. Der erste Tag wurde abgerundet mit einer Quellenübung zum Thema Regionale Quellen im 2. Weltkrieg, die Dr. Claudia Kauertz vom Haus der Essener Geschichte zusammen mit Prof. Dr. Ralf-Peter Fuchs leitete.
Um den internationalen Ansatz zu stärken, wurde am zweiten Projekttag der Blick besonders auf die Niederlande gerichtet. Mit dem englischsprachigen Beitrag von Dr. Marieke Oprel der Radboud Universiteit in Nijmegen The Burden of Nationality. Dealing with enemy property in the Netherlands in the aftermath of World War II wurde den Studierenden der Plan der Annexion des deutsch-niederländischen Grenzraums nähergebracht. Anschließend wurde durch Dr. Marc van Berkel von der Hogeschool Arnhem-Nijmegen ein didaktischer Einblick in den Umgang mit dem Holocaust in Schulbüchern gegeben unter dem Titel Über Krieg und Holocaust – Niederländische und deutsche Schulbücher im Vergleich. Abgerundet wurde der Tag mit einem gemeinsamen digitalen Kinobesuch, bei dem De Tweeling angeschaut wurde. Hierbei handelt es sich um die niederländische Verfilmung des gleichnamigen Buches von Tessa de Loo.
Um den Film literarisch aufzuarbeiten, begann der dritte Projekttag mit einem Vortrag von Dr. Rob van de Schoor von der Radboud Universiteit unter dem Titel De verdeling van sympathie en antipathie over de beiden hoofdpersonen in Tessa de Loo’s roman „De Tweeling“. Im Anschluss erhielten die Studierenden einen Einblick in Das Ende des Zweiten Weltkriegs aus jüdischer Perspektive, vorgestellt von Martina Strehlen M.A., stellvertretende Leiterin der Alten Synagoge Essen. Danach fanden die Studierenden sich in ihren internationalen Gruppen zusammen, um mit der Erarbeitung ihrer Präsentationen und Essays zu beginnen.
Am letzten Projekttag wurden die unterschiedlichen Untersuchungsfragen in kurzen Präsentationen der Studierenden selbst vorgestellt und besprochen. Als besonderer Gast richtete Hellmuth Van Berlo von der niederländischen Taalunie ein Grußwort an die Teilnehmer:innen. Mit einer Podiumsdiskussion zum Thema Wie halten wir die Erinnerungen an die NS-Zeit und 1945 aufrecht? an der Sixtina Harris von der Stiftung Kolle Kaal (Borken), Wiel Lenders vom Vrijheidsmuseum Groesbeek und Dr. Andreas Pilger vom Zentrum für Erinnerungskultur in Duisburg sowie Prof. Dr. Ralf-Peter Fuchs teilnahmen, wurde die Springschool abgeschlossen.
An der Veröffentlichung der Beiträge wird derzeit gearbeitet.
Bericht über die Summerschool 2019
Vom 17. bis zum 21. Juni 2019 fand in Nijmegen bereits die zweite „Werkstatt an der Grenze“ statt. Dreißig Studierende der vier beteiligten Hochschulen, der Radboud Universiteit Nijmegen, der Hogeschool Arnhem and Nijmegen, der Hochschule Rhein-Waal in Kleve und der Universität Duisburg-Essen, trafen sich, um eine Woche lang über Vorträge von Lehrenden zu diskutieren. Sie erhielten Einblick in verschiedene Forschungsprojekte. Zudem erhielten sie Arbeitsaufträge, um sich mit verschiedenen Fragen genauer auseinanderzusetzen: Welche Rolle kam in der Zeit zwischen den Weltkriegen der Waldbahn Pfalzdorf zu, deren Schienen nahe der niederländischen Grenze verliefen? Wie standen die Niederländer nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, nach der Befreiung von der Besatzung 1945, zu den Deutschen? Betrachtete man die etwa 25.000 deutschstämmigen Bürger in den Niederlanden als Feinde? Welche Perspektiven verbinden sich mit dem Gedenken an diese Zeit, das insbesondere im Vrijheidsmuseum Groesbeek im Mittelpunkt steht? Was wissen die Menschen in den Niederlanden und in Deutschland heute noch von ihrer gemeinsamen Geschichte im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit?
Den Flyer zur Werkstatt an der Grenze 2019 finden Sie hier.
Weiter lesen
Aber auch drängende Fragen zur heutigen Situation in einem weitgehend vereinigten Europa standen auf dem Forschungsprogramm: Wie steht es um das grenzüberschreitende Studium und was könnte verbessert werden? Welche Möglichkeiten haben Menschen, die auf der jeweils anderen Seite der Grenze arbeiten möchten und welche Barrieren stehen ihnen im Weg? Welchen Stellenwert hat niederländisch-deutsche Grenzüberschreitung in der Medienberichterstattung und welche Informationen über das Nachbarland werden vermittelt? Welche stereotypen Vorstellungen über die Bewohner des jeweiligen Landes bestehen bei Touristen?
Die Studierenden versorgten sich mit Informationen über Fachliteratur. Sie fanden aber auch Antworten, indem sie Interviews durchführten. Sie befragten Kommunalpolitiker, einen Museumsdirektor oder einfach Passanten, wie etwa in Geldern, wo sie dem Wissen über eine alte Gründungssage, in deren Zentrum ein Drache steht, nachgingen. Das war nicht alles. Auf die Studierenden wartete in der Woche ein dichtes Programm. Sie wurden etwa über Methoden der Oral History und Interviewtechnik informiert. Das deutsch-niederländische Kooperationsprojekt „Krachtige Kernen/Starke Dörfer (KRAKE)“, an dem mehrere Universitäten, u.a, die Hochschule Rhein-Waal und die Hogeschool Arnhem and Nijmegen, beteiligt waren, wurde präsentiert. Dabei ging es darum, das Leben auf den Dörfern in beiden Ländern in europäischer Zusammenarbeit zu verbessern. Ein neues Handbuch zur Geschichte der Provinz Gelderland wurde vorgestellt. An einem Filmabend war der Krieg am Niederrhein das Thema. Die einzelnen Punkte können hier nicht alle aufgezählt werden. Zu danken ist allen Dozenten, die Einblicke in ihre Forschungen, Projekte und deren Ergebnisse gegeben haben. In einem demnächst erscheinenden Band werden die Ergebnisse, die die Studierenden erzielt haben, vorgelegt. Ziel war es, einer Europäisierung der Lehre einen Impuls zu geben, die internationale Zusammenarbeit der Hochschulen zu verstärken und dazu beizutragen, Europa noch ein weiteres Stück im Alltag zu verankern.
Ralf-Peter Fuchs, Universität Duisburg-Essen
Bericht über die Summerschool 2018
In der Woche vom 18. bis zum 22. Juni fand an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve die Summerschool „Werkstatt an der Grenze“ zur Geschichte deutsch-niederländischer Grenzerfahrungen statt, die in Kooperation mit der Radboud Universität Nimwegen und der Universität Duisburg-Essen, vertreten durch den Lehrstuhl für Landegeschichte der Rhein-Maas-Region/InKuR veranstaltet wurde. Das Ziel der Projektwoche, an der insgesamt 30 Studierende teilnahmen, bestand in der Erforschung der Bedeutung von Grenzen in der Geschichte der Grenzregion Kleve-Nimwegen.
Weiter lesen
Zunächst wurden den Studierenden von Dozenten der am Projekt beteiligten Universitäten, darunter auch Prof. Dr. Fuchs, verschiedene Untersuchungsfelder für ihre Forschungen vorgestellt, die von grenzüberschreitender Zusammenarbeit in Umweltschutzprojekten bis hin zur Funktion von Landwehren als Grenzen der Vormoderne reichten. Anschließend bearbeiteten die Studierenden, die in binationale Lerngruppen organisiert waren, eines von den vorgestellten Themen. Hierzu hatten sie u.a. die Möglichkeit, einschlägige Literatur zu nutzen, in lokalen Archiven zu recherchieren und Zeitzeugen zu interviewen. Am letzten Tag der Projektwoche präsentierten die Studierenden die Ergebnisse ihrer Forschungen vor eingeladenen deutsch-niederländischen Gästen, darunter auch Vertreter der Presse und der Provinz Gelderland. Darüber hinaus ist eine schriftliche Publikation der studentischen Arbeiten geplant, die in niederländischer Übersetzung erscheinen soll.
Ralf-Peter Fuchs, Universität Duisburg-Essen
Das Programm der Summerschool 2018 können Sie hier herunterladen.