Christina Meyn
Christina Meyn ist Mitglied des Promotionskollegs „Die Arbeit und ihre Subjekte“ und Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung. Im Rahmen des Kollegs promoviert sie zum Wandel der mediopolitischen Diskursivierung von (psychischer) Gesundheit und Krankheit in Verbindung mit Arbeit seit den 1970er Jahren am Beispiel des Burnout-Phänomens.
Von 2001 bis 2008 studierte sie Soziologie und Psychologie an der Universität Duisburg-Essen. Danach war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Sozialforschungsstelle Dortmund (sfs), dem Dortmunder Forschungsbüro für Arbeit, Prävention und Politik (DoFAPP) sowie dem Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) beschäftigt. Ihre wissenschaftliche Tätigkeit mit Schwerpunkt auf psychische Gesundheit in der Arbeitswelt war dabei stets verknüpft mit praktischen Fragestellungen nach präventiver Arbeitsgestaltung und betrieblicher Mitbestimmung, insbesondere im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung. Diese Arbeit an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis verbindet sie gerne mit ihrem gewerkschaftlichen Engagement im Rahmen von Bildungsarbeit für Betriebliche Interessenvertretungen.
Dissertationsprojekt
Zwischen Normalisierung und Stigmatisierung - Zum Wandel der Kritik in der Diskursivierung von Depression und Burnout
Die Debatte um das mediopolitische Phänomen Burnout lässt sich bis mindestens in die 1970er Jahre zurückverfolgen. In dieser Zeitspanne wandelten sich neben dem gesamtgesellschaftlichen Stellenwert von Arbeit auch die (häufig normativen) Leitbilder von Gesundheit. Sie wurde zu einem Symbol für Gute Arbeit und die politischen und betrieblichen Aushandlungsprozesse darum zu einer bedeutsamen ‚Arena‘ für den Konflikt um gute Arbeitsbedingungen. Das Promotionsvorhaben möchte am Beispiel von arbeitsbedingten psychischen Belastungen und Burnout zeigen, wie im Rahmen mediopolitischer Diskurse Arbeit mit (psychischer) Gesundheit sowie mit bestimmten Leitbildern von Gesundheit und Krankheit verknüpft wird. Da die Unterscheidung ’gesund/krank‘ bzw. da Krankheitsdiagnosen wiederum von Bezugspunkten des Normalen abhängen, finden dabei auch Diskurse um die Grenze von Normalität/nicht Normalität Eingang in die Debatte. Im Rahmen des Promotionsprojekts soll der Frage nachgegangen werden, was in Bezug auf Arbeit und psychischer Gesundheit im Wandel der Zeit als ‚krank/gesund‘ bzw. ‚normal/nicht normal‘ gilt und welche kollektiven Akteure solche Diskurse in Umlauf bringen. Welche (arbeits- und gesundheitspolitischen) Machtverhältnisse zwischen den relevanten Akteuren (u.a. Versicherungen, Verbände, Gewerkschaften) wurden konstituiert und welche (auch handlungspolitischen) Effekte erzeugt?
Im Speziellen wird die Aufbereitung und Interpretation von Arbeitsunfähigkeitsdaten, auf die sich in der öffentlich-medialen Diskussion von (psychischer) Gesundheit und Burnout zumeist bezogen wird, in den Blick genommen. Diese Daten sind nur begrenzt aussagekräftig, da die Prävalenzmessung wiederum auf einer unklaren Diagnosepraxis beruht. Gerade diese Ambivalenz von ‚echter‘ und ‚vermeintlicher Krankheit‘ macht die (diskursive) Attraktivität des Burnout- Phänomens aus. Der Fokus der Diskursanalyse wird neben ausgewählten Print- und Onlinemedien auf Veröffentlichungen innerhalb der beteiligten Spezialdiskurse (Medizin, Psychiatrie, Kranken- und Unfallversicherungen sowie Sozialpartner) liegen, ergänzt durch Experteninterviews.
Betreuung
Prof. Dr. Christoph Bieber (Uni Duisburg-Essen)/ PD Dr. Stefanie Graefe (Uni Jena)
Zeitraum
3 Jahre
Förderinstitution
Hans-Böckler-Stiftung