Konferenz „Von der Künstlerkritik zur Kritik an der Kreativität“
Die interdisziplinäre Konferenz nahm Subjektivierungsprozesse im Bereich kreativer Arbeit als einen Ausgangspunkt, um aktuelle Forschungsfragen und Positionen zur Debatte um Projekthaftigkeit und Kreativität als scheinbare Paradigmen aller Arbeits- und Lebensformen im ‚neuen Kapitalismus‘ zu diskutieren. Dabei wurden neben kritischen wissenschaftlichen Positionen verschiedener Disziplinen (von Literatur- und Medienwissenschaften bis zu empirischer Sozialforschung) auch Ansätze praxisorientierter Kritik an Subjektivierungweisen und dem Kreativitätsdispositiv in den Blick genommen.
Nachfolgend finden Sie weitere Informationen zur Konferenz.
Inhaltsverzeichnis
Programm
Das vollständige Konferenzprogramm im PDF-Format finden Sie hier
Tagungsbericht (Kurzversion)
Den Konferenzauftakt machte am Donnerstagabend Prof. Dr. Ulf Wuggenig mit seinem öffentlichen Vortrag Die Rhetorik der Kreativität, der die Facetten des Kreativitätsbegriffs über zeitliche und räumliche Achsen hinweg nachzeichnete. Es folgten zwei intensive und vielseitige Tage, an denen die Referent*innen in ihren Beiträgen alternative Genealogien und Perspektiven auf ‚Kreativität’ vorstellten und diese anhand von Fallbeispielen u.a. aus Literatur, Kunst, Philosophie, aus dem Arbeits-, Konsum- sowie Schulalltag diskutierten. Die Vorträge und anschließenden Diskussionsrunden thematisierten vor allem Subjektivierungspraktiken, Formen der (kreativen) Arbeit, Verkörperungen und Ideologien sowie Möglichkeiten und Strategien der Kritik. Im Hinblick auf das Kritikpotential von Kreativität präsentierten zwei Beiträge mittels auditiver Medien Beispiele einer künstlerischen Auseinandersetzung mit den besprochenen Themen und ließen zugleich einen kritischen Kommentar aus dem praktischen Feld in die Konferenz einfließen. Im abschließenden gemeinsamen Workshop-Gespräch mit Vertreterinnen der Precarious Workers Brigade aus London bot sich weiterhin die Möglichkeit, den Bezug von ‚kreativer Arbeit’ zu wissenschaftlichen Tätigkeiten herzustellen
und die Frage nach Solidarität aufzuwerfen.
Die interdisziplinären Perspektiven der Teilnehmer*innen aus dem wissenschaftlichen
Bereich und die Positionen der Vertreter*innen aus der künstlerischen und gewerkschaftlichen Praxis bereicherten die Diskussion ungemein; sie machten deutlich, wie differenziert mit Konzepten von ‚Kreativität’ gearbeitet werden muss und wie dennoch zahlreiche produktive Verknüpfungspunkte zwischen den Arbeitsbereichen bestehen, die vertieft werden sollten. Um den Dialog, der durch die Konferenz angestoßen wurde, fortführen und einem breiteren Publikum zugänglich machen zu können, planen die Veranstalterinnen die Publikation eines Sammelbands.
Audio-Dokumentation
Nachfolgend finden Sie die Audio-Mitschnitte einiger Vorträge zum Nachhören. Der Dank gilt allen Referenti*innen, die sich im Sinne einer offen zugänglichen Wissenschaft mit dem Mitschnitt und der Veröffentlichung ihrer Vorträge einverstanden erklärt haben.
Eröffnungsvortrag
Ulf Wuggenig (Lüneburg): Die Rhetorik der Kreativität. Über die internationale Zirkulation von Wörtern und Ideen
Panel 1: Genealogische Perspektiven
Jan Niklas Howe (München): Zur Vorgeschichte der Kreativität: Young, Duff, Hamann, Kant
Gernot Waldner (Harvard): Wieviel Kritik verträgt die Kreativität? Zum Verhältnis von Bruno Munaris Theorie der Kreativität zum neuen Geist des Kapitalismus
Panel 2: Analysen und Kritik kreativer Arbeit
ongoing project, Alexander Bauer (Frankfurt a.M./Leipzig/Berlin): Kolleg zur Wiederentdeckung des Klassenbewusstseins
Panel 3: Subjektivierungen I – Erwerbsarbeit
Sarah Nies (München): Selbstreferentielle Entfaltung oder sozialer Sinnbezug? Zum anhaltenden Kritikpotenzial subjektiver Ansprüche an Arbeit
Judith Mahnert (Frankfurt a.M.): Female Entrepreneurship als kreative Kritik und Lifestyle – Artikulationen des Selbst als Projekt
Miriam Zeh (Frankfurt a.M.): Don't Cry – Work, work, work, work, work! Schriftstellerische Praktiken und ökonomische Handlungslogiken im literarischen Feld der Gegenwart am Beispiel von Stefanie Sargnagel
Panel 4: Subjektivierungen II – Bildung und Häuslichkeit
Sarah Maaß (Münster): Creative Parenting in Eltern- und Lifestylemagazinen und Aporien der Kreativitätskritik
Jens Kastner (Wien): Im Depot des Kunstregimes: Kreativität als Subjektivierungsweise und Ideologie
Panel 5: Strategien der Kritik
Christian Steltz (Regensburg): „Kackjobs und Projekte“ – Wie René Pollesch Rainer Werner Fassbinders Gesellschaftskritik aktualisiert
Einen Ausschnitt aus dem Hörstück rainbow it over von Fides Schopp sowie weitere Informationen dazu finden Sie auf der Seite der Künstler*in.
Call for Papers
Interessent*innen sind eingeladen, Abstracts (max. 400 Wörter) für Vorträge von 20 bis 30 Minuten sowie eine Kurzbiografie bis zum 31. Mai 2017 an das Organisationsteam kritik-und-kreativitaet@uni-due.de zu senden.
Die Konferenzsprache ist Deutsch; Vorträge können jedoch auch auf Englisch gehalten werden. Zudem ist geplant, einen Sammelband zur Konferenz zu publizieren.
Den vollständigen Call for Papers finden Sie hier.
English
The conference aims to bring together interdisciplinary perspectives on the topics of creativity and projectification as they have recently been considered a paradigm determining life and work in “new capitalism“. Taking processes of subjectification in research and activism as a starting point, the conference invites approaches from various disciplines and methodological backgrounds as well as application-oriented criticism (e.g. by organisations, initiatives or in form of activist and artistic positions).
The conference will be in German. Due to limited space we cannot accept any more registrations for the conference programme on Friday and Saturday. However, you are welcome to attend the public key-note lecture by Prof. Dr. Ulf Wuggenig on Thursday, 12. For the key-note, please register with maria.klauwer[at]kwi-nrw.de
Programme
This is the link to the conference programme (in German).
Call for Papers (English)
Applicants are asked to send an abstract of approximately 300-400 words and a short biographical note (max. 150 words) by 31 May 2017 to the organisation team: kritik-und-kreativitaet@uni-due.de.
The general conference language is German. However, presentations in English are very welcomed. We are planning to publish a conference anthology.
You can find the complete call here.