Antimuslimischer Rassismus

Ein neues „Phänomen“?


Marcel Gehrke

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Abstract

This paper focuses on the question whether antimuslim racism is a new phenomenon and whether empirically confirmed explanations for racism in general are able to explain antimuslim racism, too. Against the background of a long tradition of antimuslim resentments it becomes clear, that these are not new at all. The present racism against Muslims is actually just using traditional resentments to separate Islam from the western world. This can be called a neo-racism, which is supranational and does not make use of biological races like the classic racism, but asserts an incompatibility of cultures. Both racisms have in common, that they are working with stigmatization, but conceptually change the content of stigmatization. We therefore ask whether confirmed explanations of racism are also able to explain antimuslim racism. This is tested by the use of multiple regressions on data of the ALLBUS 2012, which show, that most explanations confirmed by empirical studies on racism work for antimuslim racism, There are a few small deviations and the ratio of explained variance is smaller than for classic racism. Two structural equation models support these findings but also show small differences between classical and antimuslim racism. For example, authoritarianism is less important for the explanation of antimuslim racism, while age gets more important.

Keywords

antimuslim racism, racism, structural equation modelling

 

Zusammenfassung

Dieser Beitrag geht der Frage nach, ob es sich bei antimuslimischem Rassismus um ein neues Phänomen handelt und ob sich Konstrukte die sich in der Rassismusforschung bewährt haben dazu eignen auch diesen zu erklären. Vor dem Hintergrund einer langen Traditionslinie antimuslimischer Ressentiments zeigt sich, dass diese keinesfalls neu sind. Der aktuelle Rassismus gegen Menschen (vermeintlich) muslimischen Glaubens greift tradierte Islambilder auf, indem er diese von jenen der westlichen Welt abgrenzt. Dies wird auch als Neo-Rassismus bezeichnet, welcher sich als Rassismus ohne Rassen konstituiert und die Unvereinbarkeit der Kulturen behauptet. Auch dieser arbeitet mit Stigmatisierungen. Es verschiebt sich demnach der Anknüpfungspunkt des Rassismus. Im Zuge dieser konzeptionellen Verschiebung stellt sich die Frage, inwieweit die in der empirischen Rassismusforschung bewährten erklärenden Variablen für biologistischen Rassismus sich auch zur Erklärung eines antimuslimischen Rassismus im Sinne eines Neo-Rassismus eignen. Dies wird mithilfe von multiplen Regressionen auf Daten des ALLBUS 2012 getestet. Dabei bewähren sich die aus der Empirie entnommenen Erklärungen nahezu vollständig bei der Erklärung des antimuslimischen Rassismus, wenngleich sich geringe Abweichungen zeigen und die Varianzaufklärung geringer ausfällt. Zwei Strukturgleichungsmodelle bestätigen dies. Dennoch lassen sich Unterschiede zwischen beiden Rassismen finden – zum Beispiel hinsichtlich der weniger starken Rolle des Autoritarismus und der stärkeren Rolle des Alters im Modell für den antimuslimischen Rassismus.

Keywords

Antimuslimischer Rassismus, Rassismus, Strukturgleichungsmodelle

 

Autor

Marcel Gehrke erwarb an der Universität Duisburg-Essen seinen Bachelor of Arts in der Soziologie. Sein Schwerpunkt lag auf den Methoden der empirischen Sozialforschung. Aktuell absolviert er dort sein Masterstudium mit Fokus auf fortgeschrittene sozialwissenschaftliche Methoden. Des Weiteren ist er als Studentische Hilfskraft im Projekt FinShare (Bürgerbeteiligung in der Share Economy am Beispiel der Finanzmärkte) am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen beschäftigt.

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Herausgeber

Institut für Soziologie der UDE

Redaktion

Prof. Sigrid Quack

DuE Publico Online Archiv

Die Veröffentlichungen sind ebenfalls im DuEPublico Online Archiv der Universität Duisburg-Essen zu finden.