Hidden Champions in Südwestfalen und ihre Einbindung in globale Lieferketten

In der heutigen globalisierten Welt sind Lieferketten im Kontext globaler Produktionsnetzwerke ein bedeutsamer raumbezogener Bestandteil wirtschaftlicher Unternehmenstätigkeiten. Die in vielen Branchen fragmentierten und auf globale Maßstabsebene verlagerten Produktionsprozesse stellen mit ihren Lieferketten das Rückgrat der Weltwirtschaft dar, gehen zugleich aber auch mit Abhängigkeiten und Risiken für Störanfälligkeiten einher.

Krisen und unerwartete Ereignisse können erhebliche negative Auswirkungen auf Unternehmen und ihre Lieferketten haben, ihre Performance und Effizienz auf diverse Arten beeinträchtigen. Nicht zuletzt aufgrund der Covid-19-Pandemie, Kriegen und diplomatischen Krisen sowie Auswirkungen des Klimawandels hat der wissenschaftliche Diskurs über resiliente Gestaltungen globaler Lieferketten an Bedeutung gewonnen. 

Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich in diesem Kontext mit dem Fallbeispiel von Hidden Champions aus Südwestfalen und ihren Lieferketten. Als Hidden Champions wird eine Subgruppe kleiner und mittelständischer Unternehmen, welche in ihren Branchen sehr erfolgreich (zumeist Weltmarkführer) sind, bezeichnet. Der breiten Öffentlichkeit jedoch sind sie nur selten bekannt. Ihre Marktpositionen beruhen insbesondere auf (technologischer) Produktführerschaft und engen Kundenbeziehungen. Sie zeichnen sich zudem häufig durch eine enge Bindung zu ihrem Stammsitz aus, welche sich zumeist pfadabhängig aus Firmengeschichte und Eigentümerstruktur oder ggf. auch einer engen Bindung zu weiteren Akteuren und Einrichtungen vor Ort ergibt. Im Hinblick auf die räumliche Verteilung der Standorte ist festzustellen, dass die Unternehmen häufig im ländlichen Raum niedergelassen sind. In Nordrhein-Westfalen befinden sich besonders viele Hidden Champions im Raum Südwestfalen. Daher eignet sich diese Region als räumliches, regionales Fallbeispiel aus NRW für eine Untersuchung der Lieferketten von Hidden Champions.

In Form quantitativer und qualitativer Befragungen soll dabei der Frage nachgegangen werden, welche Bedeutung die Unternehmen ihren Lieferketten für den gegenwärtigen Erfolg beimessen, wie diese gestaltet sind und welche Rolle der (resilienten) Lieferkettengestaltung beikommt, um auch zukünftig erfolgreich zu bleiben (z.B. vor dem Hintergrund des Klimawandels sowie ggf. notwendigen Adaptionen). Zudem soll untersucht werden, inwiefern die Unternehmen in ihrer Lieferkettengestaltung vor allem in Krisenfällen flexibel agieren können. Haben sie es, insb. in Konkurrenz zu Großkonzernen, in bisherigen Krisen schwer gehabt beispielsweise Zulieferalternativen auf dem Logistikmarkt zu finden? Hiermit gehen verschiedene weitere Teilaspekte, wie die räumlichen Verflechtungen der Lieferketten und internationalen Absatzmärkte oder auch die Auswirkungen der größtenteils ländlichen Standorte in Südwestfalen mit den vorhandenen infrastrukturellen Gegebenheiten einher. Das Dissertationsprojekt ist somit in einer Schnittstelle aktueller Themen der Wirtschafts- und Verkehrsgeographie zu verorten.

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M.A. Steffen Lotz

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