Die Ambiguität des Türkischen in der deutschsprachigen Erzählliteratur der frühen Neuzeit
Das Projekt schließt thematisch und historisch an das frühere Forschungsvorhaben „Uneindeutige Barockdichtung. Poetische und konfessionelle Ambiguität in Schlesien als kulturdynamische Faktoren einer neuen deutschen Dichtkunst (1620-1742)“ an und erweitert die dort im Mittelpunkt stehende Untersuchungsperspektive in doppelter Hinsicht: Zum einen öffnet sich der Fokus mit der Erschließung der literarischen Reflexionen auf den Islam von der konfessionellen hin zur religiösen Differenz. Entsprechend steht die Unterscheidung Islam/Christentum im Zentrum. Mit der Ambiguität des Türkischen als fremdkulturelle Konstruktion werden zum anderen die Interferenzphänomene zwischen der religiösen und der ethnischen Differenz in den Vordergrund gerückt. Grundsätzlich soll die Ambiguitätsfrage dabei entlang der Skalierung zwischen Türkengefahr und -faszination beforscht werden. Das frühneuzeitlich verbreitete Feindbild wird somit im Gegenlicht historischer Perspektiven interkulturellen Staunens gesehen. Über den historischen Betrachtungsrahmen der frühen Neuzeit wird das Untersuchungssetting gegenüber dem Vorgängerprojekt auch zeitlich erweitert und sowohl ins 16. als auch 18. Jahrhundert ausgedehnt. Das Untersuchungskorpus bilden die wenig erforschten Erzähltexte innerhalb frühneuzeitlicher Darstellungen und Reflexionen des Türkischen. In die Analyse einbezogen werden dabei in vergleichender Absicht ebenso die im engeren Sinn literarischen Formen (v.a. Roman und Versepos) wie Gebrauchstextsorten (v.a. Reiseliteratur, Flugschriften und Zeitschriften), die gemäß zeitgenössischer Realitätskonzepte einschlägige Wirklichkeitserzählungen enthalten.