Informationen zum Forschungsprojekt

Wissenschaftliche Begleitung des Bund-Länder-Programms Startchancen

Ziele und Aufgabenstellung

Das von Bund und Ländern für zehn Jahre mit 20 Milliarden Euro geförderte und am 1. August 2024 gestartete Startchancen-Programm soll dazu beitragen, den Anteil der Kinder und Jugendlichen, die nicht die Mindeststandards in den Basiskompetenzen erreichen, erheblich zu reduzieren und ihnen somit bessere Bildungs- und Zukunftschancen zu vermitteln. Dafür unterstützt es systematisch rund 4000 Schulen in sozial herausfordernden Lagen. Zum 01.10.2024 hat der vom DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung koordinierte Forschungsverbund zur wissenschaftlichen Begleitung des Startchancen-Programms seine Arbeit aufgenommen. Ziel ist es, mit wissenschaftlicher Expertise die an dem Programm beteiligten Schulen und ihr Steuerungs- und Unterstützungssystem umfassend zu begleiten.

Am Interdisziplinären Zentrum für Bildungsforschung (IZfB) der Universität Duisburg-Essen ist das Kompetenzzentrum „Multiprofessionelle Schulentwicklung im Sozialraum“ als Teil des Gesamtvorhabens angesiedelt. Beteiligt sind die Arbeitsgruppen von Prof. Dr. Isabell van Ackeren-Mindl (Fokus Schulentwicklung und Führung, AG Bildungsforschung I Fakultät für Bildungswissenschaften, Essen), Prof. Dr. Kerstin Göbel (Fokus Diversitäts- und demokratieorientierte Schulentwicklung, AG Unterrichtsentwicklung I Fakultät für Bildungswissenschaften), Prof. Dr. Heike Roll (Fokus Diversitäts- und demokratieorientierte Schulentwicklung, DaZDaF I Fakultät für Geisteswissenschaften, Essen) und das IAQ (Fokus Multiprofessionelle Kooperationsstrukturen). Das Kompetenzzentrum kooperiert eng mit der Universität Bochum in sozialraumbezogenen Fragen der Schulentwicklung (Prof. Dr. Gabriele Bellenberg, Vertr.-Prof. Matthias Forell; AG Schulforschung) sowie mit dem DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation zur Gestaltung ganztägiger Bildung.

Der IAQ-Fokus „Multiprofessionelle Kooperationsstrukturen“ adressiert insbesondere die Integration des sozialpädagogisch tätigen Personals in die Schulentwicklung und die Kooperation zwischen Schulen und Kommunen. Gemäß der „Vereinbarung zwischen Bund und Ländern zur Umsetzung des Startchancen-Programms für die Jahre 2024 bis 2034“ sollen die „bestmögliche Teilhabe von Kindern und Jugendlichen“ sichergestellt und dafür Unterrichts- und Schulentwicklungsprozesse auf der Basis einer „Kultur des Zusammenwirkens zwischen den verschiedenen Ebenen, Institutionen und Professionen weiterentwickelt“ nachhaltig verbessert werden (S. 4). Säule 1 des Programms enthält eine Förderung für Investitionen für die Verbesserung der Lernumgebung. Über Säule 2 sollen mit einem „Chancenbudget“ bedarfsgerechte Lösungen zur Schul- und Unterrichtsentwicklung und über Säule 3 Personal „zur Stärkung multiprofessioneller Teams“ gefördert werden, das unter anderem einer lernförderlichen Zusammenarbeit mit Eltern und der Entwicklung einer positiven Schulkultur dienen soll (S. 7; Kap. B/C). Der systematischen Verknüpfung von Lern- und Persönlichkeitsentwicklung, von formalem, non-formalem und informellem Lernen, von Schule und Jugendhilfe, von schulischen und außerschulischen Partnern, von integrierten Bildungs- und Präventionsstrategien kommt somit im Programm Startchancen eine herausragende Bedeutung zu.

Vorgehen

Der Verbund zur wissenschaftlichen Begleitung und Forschung für das Startchancen-Programm wendet sich vor allem an die Unterstützungssysteme von Schulen in sozialräumlich benachteiligten Lagen. Dazu gehören zum Beispiel die Schulaufsichten, die Verwaltung in den Ministerien, die Kommunen und die Landesinstitute. Der Verbund wird seine evidenzbasierte Expertise einbringen und dabei die Bedarfe, das Wissen und die Erfahrungen aller beteiligten Akteur:innen nutzen und miteinbeziehen.

Ziel von des am IAQ angesiedelten Moduls ist es, die strukturelle Entwicklung multiprofessioneller Teams und ihre Einbindung sowohl in die Schulentwicklung als auch in kommunale Präventionsstrategien sowie in lokale Bildungslandschaften zu analysieren, die Gelingensbedingungen für eine an der Verbesserung der Lernvoraussetzungen orientierte multiprofessionelle Kooperation zu erforschen sowie Produkte (Konzepte und Arbeitsinstrumente) für die Unterstützung von Schulen und Multiplikator:innen bereitzustellen, zu evaluieren und in einem ko-konstruktiven Prozess weiterzuentwickeln. Das Arbeitsprogramm basiert auf einem Ansatz forschungsbasierter Gestaltung im Rahmen von kommunalen Fallstudien und verbindet die Adaptierung, Dissemination und Weiterentwicklung von Produkten für die Unterstützung multiprofessioneller Schulentwicklung in einem zyklischen Prozess mit der Erforschung von Strukturen, Entwicklungen und Gelingensbedingungen.

Weitere Informationen zur wissenschaftlichen Begleitung des Startchancen-Programms:

DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
 

Literatur

Autor*innengruppe ALSO-Konsortium: Schuchardt, Jakob / Bargel, Holger / Bellenberg, Gabriele / Forell, Matthias / Hackstein, Philipp / Kielblock, Amina / Kielblock, Stephan / Micheel, Brigitte / Reißig, Birgit / Schräpler, Jörg-Peter / Stöbe-Blossey, Sybille, 2024: Bildungschancen für Schüler*innen durch außerunterrichtliches Lernen und Sozialraumorientierung (ALSO). In: Maaz, Kai und Alexandra Marx (Hrsg.): SchuMaS – Schule macht stark. Sozialraumorientierte Schul- und Unterrichtsentwicklung an Schulen in schwierigen Lagen. Aufbau und erste Arbeitsergebnisse des Forschungsverbunds . Münster: Waxmann, S. 271–281| Info | Lesen

Enssen, Susanne / Farwick, Susanne / Kalustian, Anita / Starke, Jana / Kara, Belgüzar / Wendrock, Ruben / Thielmann, Merle-Sophie / Marzen, Laura, 2024: „Die größte Herausforderung ist einfach auch was Schönes“ – Die Wahrnehmung von Schulen in sozialräumlich deprivierter Lage aus Schulleitungsperspektive. In: Maaz, Kai und Alexandra Marx (Hrsg.): SchuMaS – Schule macht stark. Sozialraumorientierte Schul- und Unterrichtsentwicklung an Schulen in schwierigen Lagen. Aufbau und erste Arbeitsergebnisse des Forschungsverbunds . Münster: Waxmann, S. 175-193| Info | Lesen

Fischer, Sandra / Hackstein, Philipp / Stöbe-Blossey, Sybille, 2022: Neuausrichtung der Rolle des Schulträgers? Entwicklungstrends und Herausforderungen in der kommunalen Bildungspolitik. Duisburg: Inst. Arbeit und Qualifikation. IAQ-Report 2022-01| Info | Lesen

Hackstein, Philipp / Micheel, Brigitte / Stöbe-Blossey, Sybille, 2022: Familienorientierung von Bildungsinstitutionen: Potenziale von Familienzentren im Primarbereich. Duisburg: Inst. Arbeit und Qualifikation. IAQ-Report 2022-09| Info | Lesen

Hackstein, Philipp / Micheel, Brigitte / Stöbe-Blossey, Sybille, 2024: Familienzentren im Primarbereich: Vom Nebeneinander zum Miteinander in der Schulentwicklung. In: impaktmagazin „Familiengrundschulzentren – Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team“, S. 6–21 | Lesen

Hackstein, Philipp / Micheel, Brigitte / Stöbe-Blossey, Sybille, 2022: Familienzentren im Primarbereich: Herausforderungen und Perspektiven für die kommunale Steuerung. In: impaktmagazin "Familiengrund­schulzentren – Bitte Nachmachen!", S. 10–25 | Lesen

Hackstein, Philipp / Micheel, Brigitte / Stöbe-Blossey, Sybille, 2023: Familiengrundschulzentren im Sozialraum: Gelingensbedingungen für eine kontextsensible Zusammenarbeit zwischen Grundschule und Familien. In: Matthias Forell, Gabriele Bellenberg, Lukas Gerhards und Lena Schleenbecker (Hrsg.): Schule als Sozialraum im Sozialraum. Theoretische und empirische Erkundung sozialräumlicher Dimensionen von Schule. Münster [u.a.]: Waxmann, S. 97–107

Vorträge zum Projekt

Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey: Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team: Potenziale und Herausforderungen bei der Umsetzung von „Säule III“ des Startchancen-Programms. Expert:innenforum Startchancen (ExSta), Wissenschaftszentrum Berlin / Robert-Bosch-Stiftung, 06.11.2024  Vortragsfolien  Weitere Informationen

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.10.2024 - 31.12.2029

Forschungsabteilung
Bildung, Entwicklung, Soziale Teilhabe

Leitung:
Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey

Bearbeitung:
Susanne Enssen, Philipp Hackstein, Iris Nieding

Finanzierung:
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)