Duisburger Beiträge zur soziologischen Forschung
Kern-, Eineltern- und Stieffamilien in Europa
Eine Analyse ihrer Häufigkeiten und Einbindung in haushaltsübergreifende Strukturen
Anja Steinbach, Anne-Kristin Kuhnt, Markus Knüll
Abstract
This study deals with the prevalence of single-parent- and stepfamilies in Europe and their linkages in cross-household constellations. The question about the prevalence of these family constellations could not be answered satisfactory in the past. Noumerous studies revert to rough estimations based on crude divorce rates. The analysis presents color-coded descriptive statistics from official sources as well as from the surveys of the “Generations and Gender Program” (GGP), allowing visual comparisons of the prevalence of complex family structures that emerge from divorce and separation as predicted by crude divorce rates and as present in nationally representative survey samples. Data are now available for 16 European states (Austria, Belgium, Bulgaria, the Czech Republic, Estonia, France, Georgia, Germany, Hungary, Italy, Lithuania, the Netherlands, Norway, Poland, Romania, and Russia) and include a total of 55,350 family households with non-adult children. Single-parent families and stepfamilies constituted between 7 and 30 percent of the national samples. A north-south divide is clearly evident such that the share of single-parent families and stepfamilies is much higher in Europe’s northern countries. Eastern Europe, however, includes countries in which the share of single-parent- and stepfamilies was extraordinarily high and countries in which the share was extraordinarily low. Beside the prevalence of single-parent- and stepfamilies cross-household constellations are considered. Analyes emphasize an underestimation of complex family structures because of the persistent neclection of crosshousehold constellations.
Keywords
Divorce, Separation, Single-parent Families, Stepfamilies, Cross-National Comparison, Europe
Zusammenfassung
Die vorliegende Studie befasst sich mit den Anteilen von Eineltern- und Stieffamilien sowie haushaltsübergreifenden Familienstrukturen in verschiedenen europäischen Ländern. Die Frage, wie viele Eineltern- und Stieffamilien es in den verschiedenen Ländern Europas tatsächlich gibt, konnte bislang nicht zufriedenstellend beantwortet werden. Für viele Länder existieren lediglich Schätzungen unter Rückgriff auf Scheidungsraten. Analysen auf Basis der Surveys des ‚Generations and Gender Programme‘ (GGP), die mittlerweile für 16 Staaten Europas (Belgien, Bulgarien, Deutschland, Estland, Frankreich, Georgien, Italien, Litauen, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Tschechische Republik, Ungarn, inklusive Russland) verfügbar sind, ermöglichen es allerdings, komplexe Familienstrukturen, wie sie bei Scheidungs- und Trennungsfamilien vorliegen, zu analysieren. Insgesamt werden 55.350 Familienhaushalte berücksichtigt, in denen minderjährige Kinder leben. Die Ergebnisse zeigen, dass die Anteile von Scheidungs- und Trennungsfamilien in den vorliegenden Ländern zwischen 7 und 30 Prozent variieren. Dabei wird ein Nord-Süd-Gefälle deutlich: Während der Anteil an Scheidungs- und Trennungsfamilien in den nordeuropäischen Ländern eher hoch ausfällt, ist er in den südeuropäischen Ländern deutlich geringer. Darüber hinaus ist der Anteil an Scheidungs- und Trennungsfamilien in einigen osteuropäischen Ländern besonders niedrig, in anderen jedoch außerordentlich hoch. Neben der Verteilung von Eineltern- und Stieffamilien hinweg, werden auch haushaltsübergreifende Konstellationen berücksichtigt. Die Analysen zeigen, dass man die Diversität von Familien deutlich unterschätzt, wenn auf der Haushaltsebene verharrt wird.
Keywords
Scheidung, Trennung, Einelternfamilien, Stieffamilien, Internationaler Vergleich, Europa
Autoren
Anja Steinbach ist Professorin für Soziologie (Schwerpunkte: Familien- und Migrations-soziologie) am Institut für Soziologie der Universität Duisburg-Essen.
Anne-Kristin Kuhnt ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Soziologie (Schwerpunkte: Familien- und Migrationssoziologie) am Institut für Soziologie der Uni-versität Duisburg-Essen.
Markus Knüll ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Soziologie (Schwerpunkte: Familien- und Migrationssoziologie) am Institut für Soziologie der Uni-versität Duisburg-Essen.
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