Kleintierhaltung
Eingangsbereich zur Tierhaltung
Der Zutritt zu den Tierhaltungsbereichen ist nur dem ZTL-Personal und den berechtigten Forschenden gestattet. Vor dem Betreten der Tierhaltung wechseln Tierpfleger:innen ihre Kleidung, um eine Einschleppung von Krankheitserreger zu verhindern. Die Handdesinfektion vor dem Betreten der Tierhaltung ist für alle verpflichtend.
Flurbereich der Tierhaltung
Vom Flur gehen die Schleusen und Tierhaltungsräume ab. Lüftungs-, Material, und Personenbarrieren verhindern, dass Krankheitserreger direkt oder indirekt in die Tierhaltungsräume eingeschleppt werden. Kontaminationsquellen sind z.B. Personen, zugekaufte Tiere und benötigte Materialien wie Futter, Wasser, Käfige oder Einstreu. Der Schutz der Tiere vor Infektionen hat beim Arbeiten in der Tierhaltung hohe Priorität.
Flurbereich einer SPF-Tierhaltung mit großem Schleusen-Autoklav
Um die Tiere vor möglichen Kontaminationen zu schützen, müssen alle Materialien, die in die Tierhaltungsräume gelangen sollen, autoklaviert oder durch Begasung mit Wasserstoffperoxid (H2O2) sterilisiert werden. Ein Schleusen-Autoklav kann von der Außenseite (z.B. Flur) bestückt und nach der Sterilisation von der reinen Seite (Tierhaltung) geöffnet werden.
Maushaltungsraum, IVC-Haltung
In solchen Räumen sind am Zentralen Tierlaboratorium Mäuse untergebracht. Zu sehen ist eine IVC-Haltung, bei der die Käfige in sogenannten Racks stehen. IVC (Individual Ventilated Cage) meint einen einzeln belüfteten Käfig, der mit einem Filterdeckel verschlossen ist. Jeder Käfig erhält durch die Belüftungseinheit HEPA-gefilterte Luft, sodass mögliche Krankheitserreger aus der Raumluft gefiltert werden und die Tiere sich somit nicht infizieren können. Die Abluft jedes Käfigs wird ebenfalls HEPA-gefiltert, wodurch eine Verbreitung von Krankheitserregern verhindert wird, z.B. über die Raumluft.
Hygiene in der Maushaltung
Käfige von Tieren, die in IVC-Haltung leben, werden ausschließlich unter einer sogenannten Umsetzstation geöffnet. Durch gezielten Luftstrom entsteht hier ein keimarmer Arbeitsbereich, der vor Aufnahme der Arbeit desinfiziert wird. Unter dem sterilen Luftstrom werden die Tiere versorgt oder behandelt. Um Kontaminationen durch das Personal weitgehend auszuschließen, wird eine entsprechende Schutzkleidung vor Betreten des Tierraumes angelegt. Diese besteht aus einem sauberen Kittel, Überschuhen, einer Haube für die Haare, einem Mund-Nasenschutz und Handschuhen.
Umsetzen von Mäusen
Beim „Umsetzen“ wird die dreckige Käfigschale durch eine saubere, autoklavierte Schale ersetzt. Die Raufe mit Futter wird aufgefüllt und die Wasserflasche durch eine frische ausgetauscht. Das Gitter der Futterraufe bietet den Tieren eine Klettermöglichkeit. Beim Umsetzen werden alle Tiere in die Hand genommen und auf eventuelle Krankheitsanzeichen kontrolliert. Sie sind das Anfassen (Handling) durch die Tierpfleger:innen gewohnt. Regelmäßiges und fachgerechtes Handling reduziert den Stress der Tiere erheblich. Gute Haltungsbedingungen und ein ruhiger Umgang mit den Tieren tragen so maßgeblich zu deren Wohlbefinden und zum Refinement der durchgeführten Versuche bei.
Mauskäfig offen (ohne Deckel, Wasserflasche und Futterraufe)
In dieser frischen Käfigschale ist das „Environmental Enrichment“ gut zu sehen. Diese „angereicherte Umwelt“ besteht aus einem roten Häuschen als Unterschlupf, einer Schicht Einstreu und Nistmaterial, in diesem Fall Zellstoff. Durch das rote Haus können die Tiere von außen beobachtet werden, fühlen sich dabei aber sicher. Da sie rotes Licht nicht wahrnehmen können, erscheint ihnen das Haus als dunkle Höhle. Das Nistmaterial wird genutzt, um ein wärmendes Nest anzulegen, welches auch der Regulation ihrer Körpertemperatur dient. Auch das Einstreu wird von den Tieren im Käfig neu verteilt und so eine strukturierte Wohnumgebung geschaffen. Für Mäuse ist die Gruppenhaltung für Männchen wie für Weibchen wichtig; nur so können sie ihr soziales Verhalten ausleben.
Tierkarte aus der Maushaltung
An jedem Käfig hängen Tierkarten, mit denen die darinsitzenden Tiere eindeutig identifizierbar sind. Darauf stehen der Name der Mauslinie, die Anzahl und das Geschlecht der im Käfig sitzenden Tiere, ihre Markierung, ihre Geburtsdaten und die Elterntiere. Jedes Tier besitzt eine Identifikationsnummer, mit der alle Informationen über das Tier in einem Tierverwaltungssystem abgerufen werden können. Ebenso stehen der Genotyp und die verantwortliche Arbeitsgruppe auf der Tierkarte.
Rattenhaltung
Die Rattenhaltung ist im ZTL Essen ähnlich aufgebaut und ausgestattet wie die Maushaltung. Die Unterschiede bestehen in der Käfiggröße und der Haltungsform. Ratten sind deutlich größer als Mäuse und benötigen deutlich größere Käfigschalen (ca. 1900 cm2). Die Tiere müssen sich darin aufrichten können. In der Rattenhaltung gibt es ebenfalls IVC-Gestelle. In einigen Bereichen erfolgt die Haltung „konventionell“. Das bedeutet, dass der Käfig nicht luftdicht mit einer zusätzlichen Haube verschlossen ist. Dadurch können die Tiere einander besser hören und riechen, sind jedoch weniger gut vor möglichen Infektionen geschützt. Bei Ratten ist eine stabile soziale Gruppe ebenfalls sehr wichtig. Zur Beschäftigung haben die Tiere Nistmaterial und Nagehölzer.
Behandlungsraum einer SPF-Tierhaltung
Hier ein Blick in einen Behandlungsraum für Kleintiere. Auf der rechten Seite sind 2 Sicherheitswerkbänke zu sehen, unter denen mit den Tieren steril gearbeitet werden kann sowie ein Behandlungsplatz in der Mitte, der nicht keimfrei sein muss. Die installierten OP-Lampen sorgen für eine gute Beleuchtung. Ein mobiles Narkosegerät für Kleintiere gehört zur Grundausstattung solcher Räume.
Meerschweinchenhaltung
Die Meerschweinchenhaltung ist eine Bodenhaltung mit Einstreu, Stroh und Heu. Die Tiere leben in stabilen Gruppen und erhalten täglich frisches Wasser und Futter.