Forschungsbereich II: Menschenrechte und Regulierung in der globalen Wirtschaft
Forschungsschwerpunkte
► Menschenrechte als Maßstab zur politischen Gestaltung wirtschaftlicher Prozesse
► Sorgfaltspflichtengesetzte für transnationale Unternehmen
► Digitale Tools zur Durchsetzung von Arbeitsstandards
► Veränderungen der Grundlagen von Rechenschaftspflichtigkeit (Accountability) und Regelbefolgung durch private Akteure
Internationale Menschenrechte werden zunehmend zu einem normativen Maßstab für die politische Gestaltung transnationaler wirtschaftlicher Prozesse. Dies spiegelt sich in den Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte wider, die der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen im Jahre 2011 verabschiedet hat. In Deutschland, der EU und vielen Ländern weltweit ringen Akteure seither um politische Ansätze zur menschenrechtlich informierten Regulierung, etwa durch sogenannte Sorgfaltspflichtengesetze für transnationale Unternehmen
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Mit den Zusammenhängen zwischen Menschenrechten und der Regulierung der globalen Wirtschaft befassen wir uns in diesem Forschungsbereich. Hierbei stehen Fragen nach der Macht und Legitimität privater Akteure im Fokus. Zu den Akteuren gehören private Unternehmen ebenso wie zivilgesellschaftliche, gewerkschaftliche oder Multi-Akteursnetzwerke. Sie werden durch öffentliche Akteure und Institutionen reguliert, treten aber auch selbst als regulierende Akteure auf, indem sie Regeln setzen, interpretieren oder auf unterschiedliche Weise politische Einflüsse ausüben.
Privatwirtschaftliche und zivilgesellschaftliche Praktiken konstituieren bzw. transformieren damit auch Formen der politischen Autorität, die allerdings stets Gegenstand politischer Auseinandersetzungen sind. Ein Verständnis der vielfältigen und dynamischen Situationen umstrittener Autorität im transnationalen Menschenrechtsschutz ist ein Kerninteresse des Forschungsbereichs.
Theoretisch entwickeln wir Perspektiven auf Veränderungsprozesse des transnationalen Regierens und damit verbundene Herrschafts- und Autoritätskonflikte weiter. Empirisch nehmen wir neue politische Räume der Auseinandersetzung über die genannten Fragen in den Blick, etwa im Kontext neuer Lieferkettengesetze oder auch in nationalen und internationalen Verhandlungen über sozial-ökologische Umgestaltungen der Wirtschaft. Regierungen, zivilgesellschaftliche Netzwerke, Gewerkschaften, Beschäftigte und private Unternehmen ringen stets um Handlungsräume, um Rechte und ihre Anerkennung sowie neue Formen der inter- und transnationalen Regulierung. Dabei kommen neue Technologien zum Einsatz, etwa zur digitalen Informationsgewinnung in globalen Lieferketten, und es ergeben sich neue Akteurskonstellationen und Praktiken, wie etwa im Fall des „Bangladesh Accord on Fire and Building Safety“. Auch verändern private Unternehmen selbst ihre Praktiken der transnationalen Governance, etwa in Bereichen der Risikoanalyse und der Rechnungslegung. Sie verändern damit Grundlagen der Accountability und prägen gesellschaftliche Konventionen von Verantwortung und Regelbefolgung wesentlich mit.
Forschungsprojekte
► Rechtskämpfe in transnationalen Lieferketten
Aktuelle Publikationen
► Scheper, Christian / Engelhardt, Anne 2024: Neue Sorgfaltspflichtengesetze in Europa. Effektive Regulierung von Nachhaltigkeit und Menschenrechten in globalen Lieferketten? (Global Governance Spotlight 1/2024). Bonn: Stiftung Entwicklung und Frieden.
► Sorg, C; Vestena, C A; Scheper, C; Zajak, S (2023): Digital worker feedback infrastructures: The digitalisation of worker rights monitoring in global value chains. The Economic and Labour Relations Review, pp. 1–18. https://doi.org/10.1017/elr.2023.36 (online first).
► Buckel, S; Engelhardt, A; Kopp, J; Pichl, M; Scheper, C; Vestena, C A (2023): "Powered by the Supply Chain": Der Streik in Gräfenhausen und die Rechtskämpfe um das neue Lieferkettengesetz. Verfassungsblog. https://verfassungsblog.de/powered-by-the-supply-chain/
► Scheper, C.; Vestena, C. A.; Sorg, C.; Zajak, S. (2023): Menschenrechtliche Sorgfaltspflicht und der Einsatz von Worker Voice Tools. Partizipation als Risikomanagement? In T. Haipeter et al. (Eds.): Soziale Standards in globalen Lieferketten. Bielefeld: Transcript, pp. 75–95.
► Scheper, C. (2023) The Dark Side of Global Supply Chain Cooperation. Global Cooperation Research - A Quarterly Magazine 1/2023. https://bit.ly/3Hh76f4
► Sorg, C.; Vestena, C.; Scheper, C.; Zajak, S. (2022) Worker Voice Tools ohne Worker Voice? Zur digitalen Governance von Arbeitsrechten in globalen Wertschöpfungsketten. WSI-Mitteilungen 75(6): 448-456.
► Scheper, Christian 2022: Multiplicity, the Corporation and Human Rights in Global Value chains, in: Cooperation and Conflict. DOI: 10.1177/00108367221098495
Forschungsbereichsleitung
Dr. Christian Scheper
Raum: LS 032
Telefon: +49 (0)203-379-4424
E-Mail: christian.scheper[at]uni-due.de
Mitarbeiterprofil