(De)Institutionalisierung von Bildung und Erziehung

Mit der inter-universitären Forschungsinitiative werden bislang vernachlässigte Fragen der (De)Institutionalisierung von Bildung und Erziehung systematisch in den Fokus gerückt. Entlang empirischer, historischer und theorie-systematischer Zugänge werden entsprechende institutionalisierungstheoretische Forschungsperspektiven eingenommen und weiterentwickelt.

Ziel der Forschungsinitiative ist es, auf Basis heuristischer Vorannahmen eine Forschung zur (De)Institutionalisierung von Bildung und Erziehung zu profilieren und zu etablieren. An der Initiative sind bisher Wissenschaftler:innen der Universitäten Wuppertal, Duisburg-Essen und Paderborn beteiligt.

Koordination: Fabian Kessl (Bergische Universität Wuppertal & Anja Tervooren (Universität Duisburg-Essen)

Informationen zu den Projekten und zu der Forschungsinitiative finden Sie unter: Zur Website

Teilprojekt "Frühe Bildung": (De)Institutionalisierung früher Bildung. Veränderte Praktiken der Sorge zwischen Eingliederungs­hilfe und Kindertages­betreuung (Anja Tervooren & Catalina Hamacher) Informationen zum Teilprojekt 2

Im Kontext der Institutionalisierung früher Bildung auf der einen und einer Deinstitutionalisierung der frühen Bildung für Kinder, die bereits in ihren ersten Lebensjahren als „behindert“ gelten, auf der anderen Seite, kommt im Teilprojekt 2 ins Blickfeld, wie die Angewiesenheit von jungen Kindern durch Praktiken der Sorge zwischen Eingliederungshilfe und Kindertagesbetreuung organisiert wird. Welche neuen Formen der Differenzierung unter Kindern entstehen in diesem Prozess der (De)Institutionalisierung, welche in situ-Konstruktionen von Fähigkeiten werden erzeugt und wie wird dabei die Angewiesenheit junger Kinder allgemein in Praktiken der Sorge bearbeitet?

 

Inklusion in der Kindertagesbetreuung – zur Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes in Kindertageseinrichtungen

 

Projektlaufzeit: 12/2021 bis 11/2024

Projektleitung: Prof. Dr. Anja Tervooren

Projektmitarbeitende: Dr. Catalina Hamacher, Dr. Isabell Krähnert (assoziiert)

Wissenschaftliche Hilfskraft: Pia Lanfermann

Nach der Verabschiedung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) im Jahr 2016 wird auf Ebene der Landesgesetze das Ziel verfolgt, heilpädagogische Kindertagesstätten ab- und Kindertagesstätten insgesamt umzubauen sowie Leistungen der Eingliederungshilfe in Kindertagesstätten hinein zu verlagern. Neben einer massiven Institutionalisierung früher Bildung seit 2000 zeigt sich damit seit den 2010er Jahren ein Abbau sonderpädagogischer Einrichtungen für jene Kinder, die bereits in ihren ersten Lebensjahren laut SGB IX als „behindert“ oder „von Behinderung bedroht“ gelten. Für die Kindertagesbetreuung bedeutet dies eine Flexibilisierung der Angebotsstrukturen, eine Veränderung der Inhalte, neue Aufgaben und eine verstärkte multiprofessionelle Kooperation.

Um den institutionellen Wandel im Zuge der Umsetzung des BTHG für die frühe Kindheit zu untersuchen, werden zwei Vorstudien durchgeführt. In der ersten Vorstudie werden fachpolitische Dokumente im Bereich der Kindertagesbetreuung, in denen die Umsetzung von Inklusion bearbeitet wird, untersucht. Es wird danach gefragt, wie sowohl Teilhabe als auch die soziale Kategorie Behinderung konturiert werden und wie sich diese Konturen wandeln. Erste Ergebnisse zeigen, dass entgegen der programmatischen Logik von Inklusion Behinderung stärker individualisiert und defizitär gerahmt wird, als vor dem Zeitpunkt ihrer Verrechtlichung auf der Ebene der Landesgesetze in der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Eingliederungshilfe. In der zweiten Vorstudie werden Expert:inneninterviews mit Leitungskräften und pädagogischen Fachkräften in Kindertageseinrichtungen nach der Novelle des KiBiz (Kinderbildungsgesetz) in Nordrhein-Westfalen ausgewertet. Erste Auswertungen der sieben Expter:inneninterviews begründen die Annahme, dass die Kategorie Behinderung in der Kindertageseinrichtung aus Sicht der professionellen Akteure an Relevanz gewinnt und die Veränderungen, die sich über das BTHG anbahnen, Veränderungen der Sorgepraktiken im Feld mit sich bringen könnten.

Publikationen:

Hamacher, Catalina & Tervooren, Anja (2024) (i.E.): Inklusion empfehlen? Zum Wandel der Kindertagesbetreuung unter dem Vorzeichen einer diversifizierten Eingliederungshilfe. In: J. Kaiser-Kratzmann et al. (Hrsg.), Aufwachsen von Kindern gestalten. Weinheim Basel: Beltz Juventa.

Kindheiten zwischen Behinderung und Normalisierung

 

Projektlaufzeit: 05/2023 bis 04/2026

Projektleitung: Prof. Dr. Anja Tervooren

Projektmitarbeitende: Dr. Catalina Hamacher, Katharina Sufryd

Bezüge zu sozialen Kategorien haben sich seit den 1990er Jahren in der erziehungswissenschaftlichen Kindheitsforschung ausdifferenziert. Die soziale Kategorie Behinderung hält jedoch nur langsam Einzug in die deutschsprachige Debatte der erziehungswissenschaftlichen Kindheitsforschung. In der deutschsprachigen Kindheitsforschung scheint es an geeigneten Begriffen, Theorien, methodologischen und methodischen Überlegungen zu fehlen, um alle Kinder und ihre Bedingungen des Aufwachsens in den Blick zu nehmen und verstehen zu können.

Im Projekt werden Perspektiven der internationalen Disability Studies, der erziehungswissenschaftlichen Debatten um Vulnerabilität und Sorge und der Kindheitsforschung zusammengeführt. Insbesondere wird die Konstitution von ‚behinderten‘ und als ‚normal‘ begriffenen Kindheiten kritisch bearbeitet und die Situationen des Behindert-Werdens von Kindern ausdifferenziert. Folgende Fragen sind in dem Projekt forschungsleitend:

(1) Wie werden Kindheiten als behindert konstituiert und welche Rolle kommt den pädagogischen Institutionen in der Konstitution von als ‚behindert‘ und als ‚normal‘ begriffenen Kindheiten zu? (2) Wie wird auf die Vulnerabilität von Kindern unterschiedlich geantwortet? (3) Wie materialisieren sich ‚behinderte Kindheiten‘ im Kontext pädagogischer Institutionen?

Professionalisierung für Vielfalt (ProViel) – BMBF Qualitätsoffensive Lehrerbildung


Ein zentrales Profilmerkmal der Universität Duisburg-Essen (UDE) ist der Umgang mit Diversität und die entsprechende inhaltliche und strukturelle Gestaltung der Lehrerbildung, um Heterogenität und Vielfalt der Schülerinnen und Schüler in der Metropolregion Ruhr und der Studierenden der UDE in ihrem Potenzial zu entwickeln.

Mit "Professionalisierung für Vielfalt (ProViel) dynamisch, reflexiv, evidenzbasiert" unterstützt die UDE den Ausbau ihres Ausbildungsschwerpunktes "Umgang mit Heterogenität in der Schule".

Informationen zu den Projekten von Prof. Anja Tervooren zsm. mit Prof. Nicolle Pfaff finden Sie unter: