Kooperation mit dem Fach Geschichte

Was kennzeichnet die schulische Fachsprache in der Geschichte und welche speziellen Herausforderungen stellt sie an Lehrende und Lernende? Wie kann die Verbindung sprachlichen und fachlichen Lernens im Geschichtsunterricht heterogener Klassen effektiv gestaltet werden? Lassen sich methodische Ansätze der neueren Geschichtsdidaktik und Konzepte sprachsensiblen Fachunterrichts produktiv miteinander verknüpfen?

Die Beantwortung dieser und ähnlicher Fragen ist das Ziel der Zusammenarbeit mit der Abteilung Didaktik der Geschichte des Historischen Instituts in der Fakultät für Geisteswissenschaften. Gemeinsam werden Konzepte entwickelt und in Kooperationsveranstaltungen erprobt, die die künftigen Lehrerinnen und Lehrer für die Sprache ihres Faches und deren Bedeutung für das fachliche Lernen sensibilisieren sollen. Die Studierenden erhalten Einblicke in den Forschungsstand und die didaktischen Ansätze und können auf dieser Grundlage Kriterien zur Entwicklung und kritischen Bewertung von Unterrichtsentwürfen und -materialien erarbeiten.

Lehrkooperation

Die Kooperation zwischen ProDaZ und der Abteilung Didaktik der Geschichte kann auf mehrere Jahre gemeinsamer Erfahrung zurückblicken. In einer ersten Blockveranstaltung im Anschluss an das Wintersemester 2010/11 unter dem Titel „Steine sprechen lassen – Zur Rolle der Sprache im Geschichtsunterricht“ stand die Verknüpfung von fachlichem und sprachlichem Lernen unter besonderer Berücksichtigung der Textsorte Fachtexte und der Visual Literacy (Bilder) im Mittelpunkt. In den folgenden Semestern wurde die Veranstaltung inhaltlich weiterentwickelt und im Sinne des sprachsensiblen Ansatzes optimiert. Seitdem finden regelmäßig Kooperationsveranstaltungen, zum Beispiel auch als Begleitseminare zum Fachpraktikum, statt.

Die Begleitseminare starteten als Begleitveranstaltung zu den ‚Schulpraktischen Studien im Unterrichtsfach Geschichte‘. Im Wintersemester 2014/15 wurde die Veranstaltung erstmals im Rahmen des Bachelor-Studiums für das Berufsfeldpraktikum (BFP) Geschichte angeboten. Seit dem Wintersemester 2016/17 findet das BFP nach den Regelungen des neuen LABG nur noch an außerschulischen Institutionen statt. Daher konnte es 2016/17 im Rahmen der Kooperation auch im Förderunterricht ProDaZ der Universität Duisburg-Essen belegt werden.
Derzeit wird eine Übung  für Lehramtsstudierende im Bachelor (HRSGe) zum Thema "Geschichtsunterricht im Verbundfach Gesellschaftslehre (Sprachlichkeit und fachliches Lernen)" angeboten. Dabei beschäftigen sich die Studierenden einerseits mit den Fachkonzepten der Teildisziplinen und zum anderen mit den aus den Fachkonzepten resultierenden disziplinspezifischen Sprachen. Die Studierenden werden unter anderem mit Hilfe von Schulbuch- und Unterrichtsmaterialanalysen sehr praxisnah auf denkbare Schwierigkeiten im sprachlichen Bereich vorbereitet und können Möglichkeiten für eine sprachsensible Unterrichtsgestaltung im Verbudnfach Gesellschaftslehre entwickeln.

Darüber hinaus werden Studierende in verschiedenen Studienangeboten mit Elementen des sprachlichen und fachlichen Lernens im Unterrichtsfach Geschichte vorbereitet. Dazu gehören beispielsweise die Vorlesung ‚Einführung in die Geschichtsdidaktik‘ sowie die Übung ‚Geschichtsunterricht im Verbundfach Gesellschaftslehre (Sprachlichkeit und fachliches Lernen)‘.

Forschungskooperationen

Eine enge Zusammenarbeit zwischen ProDaZ und dem Fach Geschichte/Abteilung Didaktik der Geschichte erfolgt im Rahmen des BMBF-Forschungsprojekts „SchriFT – Schreiben im Fachunterricht der Sek. I unter Einbeziehung des Türkischen“ (Projektlaufzeit: 2014 bis 2020).

Literatur

  • Altun, Tülay; Bernhardt, Markus; Günther, Katrin (2016): Sprache(n) der Geschichte. Kooperation des Modellprojekts ProDaZ mit der Geschichtsdidaktik des Historischen Instituts der Universität Duisburg-Essen.In: Becker-Mrotzek, M. u.a. (Hrsg.): Deutsch als Zweitsprache in der Lehrerbildung. Bd. 2. Münster: Waxmann. S. 131-142
  • Bernhardt, Markus; Wickner, Mareike-Cathrine (2015): Die narrative Kompetenz vom Kopf auf die Füße stellen - Sprachliche Bildung als Konzept der universitären Geschichtslehrerausbildung. In Benholz, C., Frank, M. & Gürsoy, E. (Hrsg.): Deutsch als Zweitsprache in allen Fächern. Konzepte für Lehrerbildung und Unterricht. Beiträge zu Sprachbildung und Mehrsprachigkeit aus dem Modellprojekt ProDaZ. Stuttgart: Fillibach bei Klett. S. 281-296.
  • Oleschko, Sven; Moraitis, Anastasia (2012): Steine sprechen lassen – Zur Rolle der Sprache im Geschichtsunterricht. Ein Werkstattbericht. In: Zeitschrift für Didaktik der Gesellschaftswissenschaften. S. 130–134.
  • Altun, Tülay; Günther, Katrin (2018): Begründen als Arbeitsauftrag im Geschichtsunterricht. In: Katharina Grannemann, Sven Oleschko und Christian Kuchler (Hg.): Sprachbildung im Geschichtsunterricht. Zur Bedeutung der kognitiven Funktion von Sprache. Münster: Waxmann, S. 157–178.
  • Wickner, Mareike-Catherine (2018): Textsortenspezifische Schreibförderung im Geschichtsunterricht mit dem „Genre Cycle“. In: Geschichte lernen (182), S. 49–56.
  • Wickner, Mareike-Catherine (2019): Über die Vorzüge einer textsortenbasierten Schreibförderung im Geschichtsunterricht. Forschungsergebnisse aus dem SchriFT-Projekt. In: Heike Roll, Markus Bernhardt, Christine Enzenbach, Hans E. Fischer, Erkan Gürsoy, Heiko Krabbe et al. (Hg.): Schreiben im Fachunterricht der Sekundarstufe I unter Einbeziehung des Türkischen. Empirische Befunde aus den Fächern Geschichte, Physik, Technik, Politik, Deutsch und Türkisch. 1. Auflage. Münster: Waxmann (Mehrsprachigkeit, 48), S. 129–148.

Ansprechpartner*innen

ProDaZ Prof. Dr. Heike Roll

ProDaZ Dr. Erkan Gürsoy

Didaktik der Geschichte Prof. Dr. Markus Bernhardt

Didaktik der Geschichte, DaZ/DaF Mareike Wickner, M. Ed.

ProDaZ war angesiedelt am Institut für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache und wurde gefördert von der Stiftung Mercator