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Neu an der UDE/am UK Essen: Prof. Dr. Johannes Fuß - Knast und Sexualforschung
[27.01.2022] Psychisch Kranke finden im Gefängnis oft wenig Hilfe. Angemessene Therapien gibt es meist nur im Maßregelvollzug, in Justizvollzugsanstalten selten. „Das halte ich für einen medizinischen Skandal“, sagt Dr. Johannes Fuß. Er ist neuer Professor für Forensische Psychiatrie an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) und leitet das Institut für Forensische Psychiatrie und Sexualforschung am LVR-Klinikum Essen. Schwerpunkte seiner Forschung sind Verhaltensforschung und Sexualwissenschaft.
Aktuell untersucht er in der weltweit ersten Längsschnittstudie, wie sich die Haft auf das Gehirn und Verhalten von Menschen auswirkt. Für die weitere Forschung mit Inhaftierten möchte Professor Fuß ein mobiles neurowissenschaftliches Labor am LVR-Klinikum einführen. „Wir setzen sie in virtuelle realitätsnahe Situationen. Dann messen wir mit Lasertrackern, wie sie sich verhalten, und versuchen es neurobiologisch zu verstehen“, erklärt er. Zugleich sollen damit langfristig die Prognosen über künftiges verbrecherisches Verhalten verbessert werden. Selbstauskünfte in Fragebögen entsprächen oft nicht dem realen Verhalten.
Weiterer Schwerpunkt des 37-Jährigen ist die menschliche Sexualität. „Uns interessiert besonders, wie Technologien Sex simulieren und von Menschen genutzt werden.“ Auch hier kommt mit Sexrobotern und -puppen die virtuelle Realität ins Spiel. Zugleich möchte Professor Fuß herausfinden, wie sie künftig auch therapeutisch eingesetzt werden könnten. Zudem untersucht der Forensiker mit Kolleg:innen in einem DFG-Projekt, wie die Diagnose ‚Sexsucht‘ die Verurteilung von Sexualstraftätern, die klinische Behandlung und die gesellschaftliche Stigmatisierung beeinflusst.
Johannes Fuß absolvierte sein Medizinstudium von 2004 bis 2010 an der Universität Heidelberg, wo er 2011 mit Auszeichnung promoviert wurde. 2016 wurde er Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), 2017 forschte er an der University of Cape Town (Südafrika). Bevor er an die UDE kam, leitete er seit 2018 den Bereich Gefängnispsychiatrie des UKE.
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