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Weltherztag 2022: Hohe Dunkelziffer
[29.09.2022] Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind der Nr.1. „Killer“ weltweit. Zum Welt-Herztag am 29. September berichten zwei Oberärztinnen der Klinik für Kardiologie und Angiologie der UDE von den Möglichkeiten der modernen Herzmedizin. Dr.med. Maria Papathanasiou ist Expertin für kardiale Amyloidose, das einen neuen Schwerpunktbereich in der Essener Herz-Kreislauf-Medizin bildet. PD Dr. Raluca Mincu behandelt in der Onkologischen Kardiologie Krebspatient:innen mit Herz-Kreislauf-Problemen.
Frau Dr. Papathanasiou, können Sie kurz erklären, was kardiale Amyloidose ist?
Die Amyloidose entsteht, wenn sich unlösliche Proteine in Geweben und Organen ablagern. Das Herz ist das am häufigsten betroffene Organ. Bei einer Amyloidose wird das Herz steif und unelastisch, die Herzwanddicke nimmt zu und die Pumpfunktion des Herzens nimmt ab. Lange dachte man, die kardiale Amyloidose wäre eine sehr seltene Erkrankung. Heute wissen wir aber, dass die Dunkelziffer enorm groß ist und dass mit zunehmendem Alter die Häufigkeit dieser Krankheit exponentiell steigt.
Wie sieht eine Therapie aus?
Es ist wichtig, die Krankheit in möglichst frühen Stadien zu erfassen. Denn mittlerweile gibt es innovative Therapien, die das Fortschreiten der Amyloidose mit großem Erfolg verhindern können. Wird die Diagnose dagegen erst spät gestellt, wenn das Endstadium der Herzschwäche schon erreicht ist, bedeutet dieses eine äußert schlechte Lebenserwartung. In Einzelfällen bleibt als Therapieoption die Herztransplantation. Bei uns am universitären Zentrum für kardiale Amyloidose in Essen werden seit der Gründung des Schwerpunktbereichs jährlich mehr als 100 betroffene Patient:innen diagnostiziert und behandelt. Wir können heute viel für ihre Lebensqualität erreichen.
Frau PD Dr. Mincu, bei Krebs im Allgemeinen denkt man nicht gleich an Herz-Kreislauf-Probleme. Warum hängt beides doch oft zusammen?
Die Überlebenswahrscheinlichkeit bei Krebs hat sich zum Glück in der letzten Dekade deutlich erhöht. Das liegt vor allem an neuen Medikamenten, die gezielt Tumorzellen abtöten können oder das eigene Immunsystem gegen Krebszellen aktivieren. Diese Substanzen können aber zu kardiovaskulären Nebenwirkungen führen – zum Beispiel Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Erkrankungen der Herzkranzgefäße oder auch Herzmuskelentzündung.
Das heißt, Sie achten bei onkologischen Patient:innen schon während der Krebstherapie auf mögliche Nebenwirkungen?
Genau. Diese Patient:innen brauchen eine spezialisierte kardiale Überwachung, sowohl während als auch nach der Beendigung der Krebsbehandlung, sowie eine ausführliche Risikoeinschätzung für die Entwicklung kardiovaskulärer Nebenwirkungen vor dem Krebstherapie-Start. Dazu analysieren wir neue Biomarker und nutzen moderne bildgebende Verfahren wie den 3D-Herzultraschall, Verformungsanalysen, Magnetrezonanz- und Computertomographie. Nehmen wir als Beispiel die 32-jährige Patientin, die einige Monate nach ihrer Brustkrebs-Therapie schon bei geringster Belastung Luftnot hatte und Beinödeme aufwies – sie hatte eine schwere Herzschwäche entwickelt. Wir konnten sie medikamentös behandeln, sodass sich die Symptome glücklicherweise deutlich gebessert haben. Seit 2017 ist die Onkologische Kardiologie bei uns am Klinikum etabliert, und seitdem begleiten wir jährlich rund 1.000 Betroffene. Unsere Abteilung wurde als erstes Zentrum deutschlandweit mit der Bezeichnung „Exzellenzzentrum für Onkologische Kardiologie“ von der Internationalen Gesellschaft für Onkologische Kardiologie (IC-OS) ausgezeichnet.
Pressekontakt
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Martin Rolshoven, Dipl.-Medienwirt, Wissenschaftsredakteur, Tel.: +49 (0)201/723-6274, martin.rolshoven@uk-essen.de
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