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Studie zur Lernerfahrung von Patienten - Die Kraft der negativen Erwartung

[08.06.2017] „Das bringt mir doch eh nichts!“ Werden Patienten erfolglos behandelt, kann das die Wirkung zukünftiger Therapien mindern. Nachgewiesen haben das Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE). Sie untersuchen, wie die Lernerfahrung von Kranken das Gelingen von Behandlungen beeinflusst – oder gerade nicht. Das Fachmagazin Science Translational Medicine berichtet aktuell über die Studie.

Ob eine medizinische Behandlung wirkt, hängt nicht nur von der Therapie selber ab, sondern manchmal auch von der individuellen Erfahrung des Patienten. Ist bereits eine Therapie gescheitert, lernt und überträgt der Patient die Erfahrung auf die weitere Behandlung. „Lerntheorien besagen, dass sich Vorerfahrungen umso eher auf nachfolgende Ereignisse übertragen, je ähnlicher sie sich sind. Im Umkehrschluss wollten wir daher überprüfen, ob sich negative Übertragungseffekte verhindern lassen, wenn wir die Darreichungsform einer Behandlung verändern“, erläutert Prof. Dr. Ulrike Bingel von der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen und stellvertretende Sprecherin der DFG-Forschergruppe FOR 1328 zum Thema Placeboforschung.

Über zweihundert Probandinnen und Probanden nahmen an der Untersuchung teil. In den ersten zwei Tagen machten die Teilnehmer zunächst positive oder negative Erfahrung mit einem schmerzlindernden Pflaster. Am dritten Tag wurde getestet, wie sich diese Erfahrung (starke oder kaum Schmerzlinderung) auf einen weiteren Behandlungsversuch auswirkte. Einem Teil der Probanden wurde erneut ein Pflaster verabreicht, dem anderen eine Tablette. Dies wirkte: Die Tabletten-Probanden bewerteten die Wirkung der Tablette besser als die des Pflasters. Dabei beeinflusste die Tablette den tatsächlichen Behandlungserfolg nicht. Hatten die Probanden schlechte Erfahrungen mit dem Pflaster gemacht, sprachen sie auch schlechter auf den zweiten Therapieversuch an.

Dieser Befund belegt, dass sich erfolglose Behandlungsversuche negativ auf das Gelingen zukünftiger Therapien auswirken. Eine Erkenntnis, die sowohl für den klinischen Alltag, als auch für klinische Studien von Bedeutung ist. „Vielen Ärzten ist bislang nicht bewusst, wie die Lernerfahrungen von Patienten das Gelingen von Behandlungen beeinflussen. Dieser Effekt wird auch in klinischen Studien kaum berücksichtigt“, erläutert Prof. Ulrike Bingel. Der wichtigste Schutz vor diesem Effekt ist das Vermeiden von Therapiefehlschlägen, die sich jedoch trotz guter Diagnostik und sorgfältiger Therapieplanung nicht immer verhindern lassen.

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Martin Rolshoven, Dipl.-Medienwirt, Wissenschaftsredakteur, Tel.: +49 (0)201/723-6274, martin.rolshoven@uk-essen.de

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