Zum ersten September 2024 hat Professorin Dr. Sylvia Hartmann die Leitung des Instituts für Pathologie am Universitätsklinikum Essen übernommen. …
Zum ersten September 2024 hat Professorin Dr. Sylvia Hartmann die Leitung des Instituts für Pathologie am Universitätsklinikum Essen übernommen. Mit ihrer Berufung gewinnt die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen eine ausgewiesene Expertin in der Erforschung und Diagnostik maligner Lymphome. Die Medizinerin war zuletzt Heisenberg-Professorin für Translationale Pathologie an der Goethe Universität Frankfurt.
Krebs kann Zellen unseres Immunsystems befallen. Welche Schritte dazu führen, dass Lymphozyten, die in der Regel selbst die Tumorenentstehung überwachen und bekämpfen, maligne entarten, erforscht Prof. Dr. Sylvia Hartmann. „Ich untersuche die Entstehung von Tumoren und die genetischen Grundlagen von Krebserkrankungen, insbesondere bei malignen Lymphomen“, so die neue Professorin für Pathologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen.
Maligne, also bösartige, Lymphome entstehen, wenn Lymphozyten, eine spezielle Art weißer Blutkörperchen, unkontrolliert wachsen und sich ansammeln, in Lymphknoten, der Milz oder im Knochenmark. Beispielhaft dafür ist das Hodgkin-Lymphom, das sich durch schmerzlose Schwellungen der Lymphknoten äußert und unbehandelt tödlich verläuft. In Deutschland gehört diese Krebsart zu den seltenen Erkrankungen, sie trifft jedoch häufig Jugendliche und junge Erwachsene und kann mit aktuellen Therapien in den meisten Fällen geheilt werden.
Aktuell erforschen Professorin Hartmann und ihr Team das Hodgkin-Lymphom und Varianten der Erkrankung. „Da es einen Subtyp gibt, der die seltene Immunglobulin-Schwerkette IgD exprimiert, hatten wir die Hypothese, dass es einen Zusammenhang zu dem IgD-bindenden Protein des gram-negativen Bakteriums Moraxella catarrhalis geben könnte. Tatsächlich konnten wir nachweisen, dass die B-Zell-Rezeptoren dieses Subtyps ein sezerniertes Protein von Moraxella catarrhalis erkennen und dadurch zu einem vermehrten Wachstum anregen können. Wir konnten also eine Rolle einer bakteriellen Infektion bei der Entstehung des Lymphoms nachweisen. Zudem konnten wir noch ein weiteres Bakterium, Rothia mucilaginosa, identifizieren, das bei einem Teil der IgD-negativen Hodgkin Subtypen zur Lymphomentstehung beiträgt“, sagt die 45-Jährige. In wie weit diese Erkenntnisse auch Auswirkungen auf therapeutische Ansätze haben, ist Gegenstand weiterer Forschung.
Einen weiteren Schwerpunkt legt Prof. Hartmann auf die Zellbewegung von Immunzellen. „Mein Team und ich haben dabei herausgefunden, dass sich die Tumorzellen und die Zellen um sie herum je nach Lymphomtyp unterschiedlich bewegen.“ Darüber hinaus gelang es der Trägerin des Rudolf-Virchow-Preises (2017), drei Schlüsselgenmutationen des o.g. Hodgkin-Lymphom Subtyps, zu identifizieren.
Sylvia Hartmann studierte Medizin in Deutschland und Frankreich an den Universitäten Mainz, Würzburg sowie Lausanne und Paris (1998-2005). Nach ihrer Promotion (2005) ließ sie sich am Uniklinikum der Goethe Universität Frankfurt/Main zur Fachärztin für Pathologie (2005-2011) weiterbilden, ab 2013 war sie als Oberärztin am Universitätsklinikum Frankfurt tätig. Zugleich übernahm sie von 2011 bis 2018 am Universitätsklinikum Frankfurt die ärztliche Leitung des molekularbiologischen Labors. In ihrer Habilitation (2014) beschäftigte sie sich unter anderem mit Hodgkin-Lymphomen und war seit 2016 außerplanmäßige Professorin an der Universität Frankfurt. Im Jahr 2017 erhielt sie den Rudolf-Virchow-Preis. Von 2022 bis 2024 wurde sie von der DFG als Heisenberg-Professorin für Translationale Pathologie an der Universität Frankfurt gefördert.