Sprach(en)bildung und Kunstunterricht
Sprache (bei mehrsprachigen Personen fließen alle sprachlichen Ressourcen ein) spielt im Fach Kunst eine entscheidende Rolle bei der Verbalisierung ästhetischer Erfahrungen. In der aktiven Auseinandersetzung mit Bildender Kunst entsteht eine Verbindung von sinnlicher Wahrnehmung und Sprache, die es im Unterricht sowohl rezeptiv, gestaltend-produktiv als auch urteilend-kommunikativ wirksam zu machen gilt.
Der Kunstunterricht bietet eine Fülle von Anlässen die Sprache bewusster, differenzierter und kreativer zu verwenden. So können Schüler*innen über Kunstwerke sprechen und eigene Texte dazu schreiben und diese in eine Performance einbeziehen. Oder sie können mit unterschiedlichen Materialien und Techniken experimentieren und ihre Erfahrungen bei der künstlerischen Arbeit beschreiben und erklären. Bewegung, Musik und darstellendes Spiel bieten eine multimodale Palette an unterschiedlichen Ausdrucksformen, die alle Sinne aktivieren.
Dabei stellen sich folgende Fragen:
- Was kennzeichnet die Fachsprache im Kunstunterricht und welche speziellen Herausforderungen stellt sie an Lehrende und Lernende?
- Wie können Lehrkräfte ihren Schüler*innen die besondere Sprache des Kunstunterrichts (Elemente aus Alltags-, Bildungs- und Fachsprache), das Erschließen und das Schreiben von Texten im Fach Kunst vermitteln?
- Welchen Mehrwert haben die Werkbetrachtung und der kreativ-gestalterische Umgang mit Kunst?
- Wie kann die Verbindung von sprachlichem und fachlichem Lernen im Kunstunterricht in sprachlich heterogenen Klassen wirksam gestaltet werden?
Aktuelles
Seit Sommersemester 2009 bietet das Institut Deutsch als Zweit- und Fremdsprache fortlaufend Seminare im Bereich Sprach(en)bildung durch kulturelles und ästhetisches Lernen, die seit 2011 systematisch in das Lehrangebot der Universität Duisburg-Essen integriert sind. Hierbei handelt es sich um das Seminar Sprache durch Kunst, das für Lehramtsstudierende aller Schulformen und Fächer mit den Ausbildungsschwerpunkten Deutsch (als Zweit- und Fremdsprache) und/oder Kunst angeboten wird. Im kontinuierlichen Wechsel findet die Seminararbeit an der Universität und dem außeruniversitären Lernort Museum statt.
Kooperationspartner sind hierbei zwei Museen:
- Museum Folkwang in Essen (Ansprechpartner: Peter Daners)
- Kunstmussen Krefeld (Ansprechpartner: Thomas Janzen)
Lehrkooperationen
Bereits zwei fächerverbindende Seminare (Kunst und DaZ/DaF) konnten zu den oben aufgeführten Themen realisiert werden:
WiSe 2013/14 Comic, Kunst und Sprachförderung – geht das überhaupt?
Das Seminar wurde im Team-Teaching von Dr. Stefanie Loh im Fach Kunst und von Dr. Andrea Schäfer-Jung im Fach DaZ/DaF durchgeführt.
In diesem Seminar wurde ein neuer Ansatz der Sprachförderung kritisch betrachtet. Anhand der Ausstellung KABOOM! – Comic in der Kunst sollten die beiden großen Bereiche Sprache und Kunst mit einer sinnvollen und motivierenden Sprachförderung verbunden werden. Durch die Versprachlichung von Bildender Kunst und künstlerischen Prozessen lernten die Studierenden einen neuen sprachfördernden Umgang mit Kunst kennen. Durch den Besuch der Ausstellung in Bremen sowie anderer Museen konnten sie eigene Ideen ausprobieren.
SoSe 2016 „Erzählende Schalen“ – von der ästhetischen Materialerfahrung zur narrativen Sprachhandlung
Das Seminar wurde im Team-Teaching von Laura Eschweiler im Fach Kunst, von Dr. Andrea Schäfer-Jung im Fach DaZ/DaF gemeinsam mit der Künstlerin Susanne Koch durchgeführt.
In diesem Seminar ging es darum, ästhetisches Handeln mit Material und Sprachbildung zusammen zu bringen. Sondiert wurde, inwiefern Wechselwirkungen zwischen ästhetischer Materialerfahrung und Sprache bestehen oder entstehen, genauer die Wechselwirkungen zwischen ästhetischen Wahrnehmungen mit primären Materialien, dem symbolisierenden Handeln, das zum Sprachanlass wurde und Erzählimpulse lieferte.
Das Konzept bot die Grundlage für weitere Experimente der Studierenden mit Kindern oder z.B. mit eigenen Familienmitgliedern, die im zweiten Teil des Seminars wiederum reflexiv ausgewertet wurden.