Anja Dorn (geb. Pfeiffer)
GeiWi/Hist. Inst.
45141 Essen
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Doktorand/in, Geschichte
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Projektskizze Strukturen und Strategien familialer Netzwerke im klassischen Athen
Die Familie ist die wichtigste soziale Institution der antiken Gesellschaft und wird schon von Aristoteles als Grundeinheit der griechischen Polis beschrieben. Sie dient der Sozialisation der Kinder und ihrer Integration in die Gesellschaft. Durch Heiratsverbindungen, Nachfolgestrategien und Verwandtschaftsbeziehungen wird ein soziales Netzwerk gebildet, das über die eigentliche Kernfamilie weit hinausgeht und durch verschiedene Rollen, gegenseitige Pflichten und Rechte gekennzeichnet ist. Dessen Struktur ist dabei keineswegs statisch sondern einem stetigen Wandel unterworfen. Im Laufe eines Lebens und abhängig von den jeweiligen Beziehungskonstellationen kann es zu einer Verschiebung der Rollenverteilung und damit einhergehend der Hierarchien und Abhängigkeitsverhältnisse innerhalb des familialen Netzwerks kommen.
Im Fokus der Studie steht das Spannungsverhältnis zwischen Kooperations- und Konfliktfaktoren im familialen Netzwerk. Eine erste Frage richtet sich nach der Erfahrung und dem Umgang der Akteure mit Kontingenzen. Kontingenzen resultierten beispielsweise aus der Fremdbestimmungen über die eigene Zukunft durch andere, insbesondere aber aus der hohen Kindersterblichkeit und einem vorzeitigen Tod des Hausvorstandes, wodurch die Fortexistenz des oíkos und die Absicherung seiner Mitglieder gefährdet war. Da anderweitige soziale Absicherungssysteme weitgehend fehlten, nahmen Normen der gegenseitigen Kooperation, Solidarität und Loyalität innerhalb des Netzwerkes einen hohen Stellenwert ein. Daneben stellten Heirats- und Nachfolgestrategien gängige Vorsorgemaßnahmen dar, die der Kontingenzbewältigung dienten. Damit wurden auch die Strukturen des sozialen Netzwerks aktiv modifiziert. Dies ging häufig aber auch mit der Enttäuschung von Erwartungen bestimmter Akteure einher und konnte in Auseinandersetzungen münden, die zum Teil vor Gericht ausgetragen wurden und strukturell angelegte Konfliktfaktoren innerhalb des Beziehungsnetzwerkes zu Tage treten lassen. Eine zweite Frage betrifft daher die Strategien der Konfliktbewältigung und -austragung innerhalb des familialen Netzwerkes als aktives Zukunftshandeln. Dabei werden neben Strategien der Kontingenzbewältigung auch Strategien der Kontingenzgenerierung und des Risikokalküls in den Blick genommen.
Hauptquellen sind die Reden attischer Logographen, die für Privatprozesse verfasst wurden, insbesondere die Reden des Isaios, die Erbstreitigkeiten behandeln, sowie weitere Reden des Demosthenes, Lysias und Hypereides für Erbschafts-, Vormundschafts- und Privatprozesse. Ergänzend sollen weitere Quellengattungen hinzugezogen werden, insbesondere die attische Komödie und theoretische Überlegungen zur Familie bei Aristoteles und Platon. Zeitlich liegt der Fokus der Studie damit auf dem späten fünften und dem vierten Jahrhundert v. Chr.
Curriculum Vitae Lebenslauf
Bildungsweg:
Seit 11/2019: Promotionsfortsetzung an der Universität Duisburg-Essen, Dissertationsprojekt: „Strukturen und Strategien familaler Netzwerke im klassischen Athen“ (Arbeitstitel)
04/2017 – 11/2019: Promotionsstudium an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Thema: „Familienhistorische Untersuchung der Reden des Isaios“ (Arbeitstitel), Betreuer: Prof. Dr. Winfried Schmitz
11/2014 – 11.2016: Masterstudium an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn: Master of Arts: Alte Geschichte (Abschlussarbeit: „Denn wo Männer die Götter verehren“ – Mantik in Xenophons Hellenika; Betreuer: Prof. Dr. Winfried Schmitz)
04/2013 – 02 2014: Teilnahme am Honors Program der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
10/2011 – 10/2014: Bachelorstudium an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn: Bachelor of Arts: Kernfach: Geschichte, Begleitfach: Germanistik (Abschlussarbeit: Miltiades bei Herodot; Betreuer: PD Dr. Wolfgang Will)
2011: Abitur am Bodelschwingh-Gymnasium Herchen
Stipendien, Preise und universitäre Anstellungen:
Seit 11/2019: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Graduiertenkolleg „Vorsorge, Voraussicht, Vorhersage. Kontingenzbewältigung durch Zukunftshandeln“ am Historischen Institut der Universität Duisburg-Essen
11/2018–11/2019: Teilnahme am Mentoring- und Trainingsprogramm (MeTra) der an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
12/2017–10/2019: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am DFG geförderten Projekt „Die Gesetze Drakons und Solons. Eine neue Edition mit Übersetzung, Kommentar und historischer Einordnung“ unter der Leitung von Prof. Dr. Winfried Schmitz, Abteilung Alte Geschichte, an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
10/2017–03/2020: Förderung durch das Strukturierte Promotionsprogramm der Philosophsichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
03/2013 – 11/2016: Studentische und Wissenschaftliche Hilfskraft für Prof. Dr. mult. Manfred Clauss und die Epigraphik-Datenbank Clauss-Slaby (EDCS), in der Abteilung Alte Geschichte der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
06/2015: Absolventenpreis des Vereins MINERVIA e.V. für herausragende Leistungen in der Alten Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn für die Bachelorarbeit
10/2012 – 03/2014: Studienstipendium der Bonner Universitätsstiftung
Mitgliedschaften:
Seit 05/2017: Mitgliedschaft bei Koinon. Nachwuchsforum der Alten Geschichte in Bonn
05/2017 – 11/2019: Mitgliedschaft bei der Hochschulgruppe Études Sans Frontières – Studieren Ohne Grenzen Deutschland e.V. (Lokalgruppe Bonn)
Seit 2013: Mitglied im Verein Minervia e.V. Verein von Freunden und Förderern der Alten Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Veröffentlichungen
Aufsätze:
- Anja Pfeiffer: „Gerechter Lohn – gerechte Strafe? Religiöse Normen, Normtransgressionen und deren Folgen in Xenophons Hellenika“, in: Gilhaus, Lennart; Herrad, Imogen; Meurer, Michael; Pfeiffer, Anja [Hg.]: Transgression in der Antiken Welt (Schriften zur Alten Geschichte), Stuttgart 2020 [https://doi.org/10.1007/978-3-476-05508-8].
- Anja Pfeiffer: Spiel und Spielzeug in der griechisch-römischen Antike, in: Zeitreise Österreich. Menschen, Gesellschaft, Geschichte 07 (Winter 2017), S. 16–21.
Sammelbände / Herausgeberschaften:
- Gilhaus, Lennart; Herrad, Imogen; Meurer, Michael; Pfeiffer, Anja [Hg.]: Transgression in der Antiken Welt (Schriften zur Alten Geschichte), Stuttgart 2020 [https://doi.org/10.1007/978-3-476-05508-8].
Rezensionen:
- Rezension zu: Dmitriev, Sviatoslav: The Birth of the Athenian Community. From Solon to Cleisthenes. Abingdon 2018, in: H-Soz-Kult, 14.05.2018. Abrufbar hier.
- Rezension zu: Kapparis, Konstantinos A.: Athenian Law and Society. London 2019, in: H-Soz-Kult, 10.02.2020. Abrufbar hier.
Tagungsberichte:
- Bericht zur Tagung: 4. Koinon-Tagung: Norm und Transgression in der antiken Welt, in: Homepage der Abteilung Alte Geschichte, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 31.01.2019. Abrufbar hier.
Vorträge
- 15/05/2019: „Blut ist dicker als Wasser? Familiennetzwerke im Spiegel attischer Gerichtsreden im klassischen Griechenland“, am Dies Academicus im Rahmen des Nachwuchsforums der Philosophischen Fakultät, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
- 31/08/2018: „Zwischen Solidarität und Eigennutz – Untersuchung von Norm und Transgression in Familie und Verwandtschaft anhand attischer Gerichtsreden“; 4. Interdisziplinäres altertumswissenschaftliches Nachwuchskolloquium: Norm und Transgression in der antiken Welt, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (30.08.2018 – 31.08.2018).
Ausstellungen
- Seit 06/2018: „zuckerGEBÄCK – NASCHwerk. Süße Speisen in der Frühen Neuzeit“, ausgestellt im Historischen Seminar der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Konviktstraße 11, 53113 Bonn, 1. Obergeschoss.
Forschungsinteressen
- Die Gesetze Solons
- Familie und Verwandtschaft im antiken Griechenland
- Griechische Historiographie
- Attische Gerichtsreden und Gerichtsprozesse
- Frauen und Kindheit in der Antike