Dissertationen der KollegiatInnen des GRK 1919
Dissertation Helen Wagner Vergangenheit als Zukunft? Geschichtskultur und Strukturwandel im Ruhrgebiet
Ankündigung Dissertation Caludia Berger Die „Zwischenzeit“ der Kapkolonie 1902–1910. Taktisches Handeln und politische Imaginationen im Transformationszeitraum
Die Autorin zeigt, wie radikalisierende administrative Ausgrenzungs- und Entrechtungsstrategien auf taktisches Handeln rassistisch marginalisierter Menschen trafen. Die Aktivist*innen werden in einem breiten Spektrum politischer Vorstellungen, Handlungsweisen und Taktiken verortet; ihr Kampf galt nicht nur den konkreten Praktiken der Ausgrenzung und Entrechtung, sondern auch den Bedeutungskategorien, die diese ermöglichten. Über Praktiken der Repräsentation und Mobilisierung wurde ein vielstimmiger Widerstand gegen das kolonialstaatliche System Weißer Vorherrschaft organisiert.
Die Relevanz der Arbeit liegt nicht nur in der sehr eindringlichen Quellenarbeit zu einer bislang wenig beachteten, aber folgenreichen Epoche der südafrikanischen Geschichte, sondern auch in der methodischen Konzeptionierung, die von soziologischen, literatur- und medienwissenschaftlichen Zugängen bereichert wird.
Ankündigung Dissertation Jasmin Hettinger Hochwasservorsorge im Römischen Reich. Praktiken und Paradigmen
Dissertation Aljoscha Tilmanns Development for Liberation. M.G. Buthelezi's and Inkatha's initiatives towards a different South Africa, 1975-1994
Dissertation Franziska Klein Die Domus Conversorum und die Konvertiten des Königs. Fürsorge, Vorsorge und jüdische Konversion im mittelalterlichen England
Franziska Klein
Reihe: Europa im Mittelalter, 37
Verlag De Gruyter, ISBN 978-3-11-068714-9
Jahr: 2021
Im Jahre 1232 gründete der englische König Heinrich III. die Domus Conversorum, das Haus der Konvertiten, vor den Mauern Londons. Diese in vielerlei Hinsicht einzigartige Institution verband die Fürsorge für zum Christentum konvertierte Juden mit der Gestaltung ihrer christlichen Zukunft. Doch auch jenseits der Domus finden sich im England des 13. Jahrhunderts zahlreiche Zeugnisse einer umfassenden königlichen Konvertitenpolitik. So wurden konvertierte Juden nicht nur im Londoner Haus untergebracht, versorgt und unterrichtet, sondern zugleich auf Klöster und Hospitäler im ganzen Land verteilt oder direkt im Dienste der Krone beschäftigt. Diese Studie fragt nach den Umständen und Herausforderungen des englischen Umgangs mit Konversionen und analysiert diese vor dem Hintergrund ihres präventiven Potentials. Dafür nimmt sie sowohl Grenzüberschreitungen und Grenzziehungen im Kontext jüdischer Konversion als auch die Judenpolitik Heinrichs III. und Eduards I. in den Blick und zeigt auf, wie Fürsorgehandeln und Kontingenzbewältigung ineinandergriffen. Damit verbindet sie auf innovative Weise die Forschungsstränge der jüdischen Geschichte und der Geschichte christlicher Fürsorge durch die Perspektive des Zukunftshandelns.
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Dissertation Arno Barth »Störfaktoren entfernen«? Minderheitenpolitik als Risikoabwägung im Langen Ersten Weltkrieg
Arno Barth
Verlag CAMPUS, ISBN 9783593512839
Jahr: 2021
Wie ging man in der Zeit des Ersten Weltkriegs mit nationalen Minderheiten um? Arno Barth bricht in seiner Studie mit der gängigen Vorstellung, die das »gute« Minderheitenschutzsystem der Versailler Friedensordnung und des Völkerbundes der »schlechten« Gewaltpolitik ethnischer Säuberungen gegenüberstellt, deren alleinige Verantwortung man Diktaturen und lokalen Akteuren vorgeblich rückständiger Regionen zuweist. In seiner Studie zeichnet er den Weg zur Lausanner Konvention von 1923 nach, durch die auf Initiative des Völkerbundes und mit aktiver Zustimmung der Westmächte ein zwangsweiser Bevölkerungsaustausch – zwischen Griechenland und der Türkei – beschlossen wurde.
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Dissertation Anna Michaelis »Die Zukunft der Juden« Strategien zur Absicherung jüdischer Existenz in Deutschland (1890-1917)
Anna Michaelis
Verlag CAMPUS, ISBN 9783593511269
Jahr: 2019
Die Geschichte des deutschen Judentums um 1900 wird häufig als die einer Dualität zwischen Tradition und Moderne erzählt. Betrachtet man jedoch die jüdische Gemeinschaft nicht nur in ihrer zeitgenössischen Verfasstheit, sondern auch in ihren vergangenen Zukunftsperspektiven, so wird das Bild komplexer: Um sich angesichts sinkender Geburtenraten, der jüdischen Einwanderung aus Osteuropa und des erstarkenden Antisemitismus abzusichern, nutzten liberale Jüdinnen und Juden neuartige Instrumentarien. Anna Michaelis zeichnet entlang von Demografie, Medizin und Wohltätigkeitsorganisationen nach, wie das jüdische Bürgertum die Zukunft seiner Gemeinschaft konstruierte und bearbeitete.
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Rezensionen:
Johann Nicolai: Rezension zu: Michaelis, Anna: "Die Zukunft der Juden". Strategien zur Absicherung jüdischer Existenz in Deutschland (1890–1917). Frankfurt am Main 2019. ISBN 978-3-593-51126-9 , In: H-Soz-Kult, 10.06.2021, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-94882>.
Dissertation Sabrina Schmitz-Zerres Die Zukunft erzählen. Inhalte und Entstehungsprozesse von Zukunftsnarrationen in Geschichtsbüchern von 1950 bis 1995
Sabrina Schmitz-Zerres
Beihefte zur Zeitschrift für Geschichtsdidaktik, Band 018
V&R Unipress, ISBN: 978-3-8471-0988-4
Jahr: 2019
Es mag zunächst überraschen, dass die Zukunft Bestandteil fast aller Geschichtsbücher für die Klasse 10 ist, die zwischen 1950 und 1995 in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR erschienen sind. Hierbei handelt es sich um thematisch wie narrativ auffällige Elemente der Darstellungstexte. Doch wie konnten die Zukunftsnarrationen Eingang in das Geschichtsbuch finden? Auf breiter Quellenbasis untersucht die Autorin die verschiedenen Elemente und Akteure des Produktionsprozesses von Schulbüchern: Das Verfassen der Darstellungstexte durch die Schulbuchautoren sowie die Korrekturen seitens der Herausgeber und Verlagsredakteure schließt die Analyse ebenso ein wie die Gutachten und Zulassungsverfahren in den westdeutschen Kultusministerien und dem Ministerium für Volksbildung der DDR.
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Rezensionen:
Wolfgang Jacobmeyer: Rezension von: Sabrina Schmitz-Zerres: Die Zukunft erzählen. Inhalte und Entstehungsprozesse von Zukunftsnarrationen in Geschichtsbüchern von 1950 bis 1995, Göttingen 2019, in: sehepunkte 21 (2021), Nr. 4 [15.04.2021], URL: http://www.sehepunkte.de/2021/04/33364.html
Marcus Otto: Rezension von: Schmitz-Zerres, Sabrina: Die Zukunft erzählen. Inhalte und Entstehungsprozesse von Zukunftsnarrationen in Geschichtsbüchern von 1950 bis 1995, in: Neue Politische Literatur. Berichte aus Geschichts- und Politikwissenschaft 65 (2020), 2 , S.297.
Dissertation Frederike Schotters Frankreich und das Ende des Kalten Krieges Gefühlsstrategien der équipe Mitterrand 1981-1990
Frederike Schotters
Reihe: Studien zur internationalen Geschichte, 44
De Gruyter Oldenbourg, ISBN: 978-3-11-059564-2
Jahr: 2019
Das Bild der französischen Präsidentschaft zwischen „Zweitem Kalten Krieg“ und deutscher Wiedervereinigung ist in der Forschung bislang von großer Ambivalenz geprägt. Die Studie erforscht erstmals die politischen Handlungsstrategien von François Mitterrand und seiner außenpolitischen Regierungsmannschaft zwischen „Zweitem Kalten Krieg“ und deutscher Wiedervereinigung. Mit dem Ende der Entspannung zwischen Ost und West, Blockierungen in der europapolitischen Zusammenarbeit und transatlantischen Konflikten wurde der Übergang von den 70er zu den 80er Jahren von Zeitgenossen als umfassende Krise empfunden. Zudem trat François Mitterrand das Amt des französischen Präsidenten in der Erwartung eines gewaltigen politischen Umbruchs an: Er ging davon aus, dass die Sowjetunion auf mittelfristige Sicht zu geschwächt sein würde, um die Dominanz über ihr Imperium aufrecht zu erhalten. In den 1980er Jahren entwickelte die équipe Mitterrand Ideen und Konzepte zu einer umfassenden Neustrukturierung der internationalen Staatenwelt. Erstmals werden in der Studie systematisch emotionshistorische Ansätze genutzt, um politische Handlungsstrategien zu erforschen. Auf diese Weise gelingt es aufzuzeigen, mit welchen Strategien Akteure der internationalen Beziehungen Auswege aus Konfrontationen eröffnen. Anhand der neuen empirischen Erkenntnisse zur französischen Außen- und Sicherheits- und Europapolitik wird durch die Weiterentwicklung methodischer Instrumentarien dargelegt, wie sich Emotionen im Kontext internationaler Beziehungen erforschen lassen.
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Rezensionen:
Yvonne Blomann: Rezension zu Frederike Schotters, Frankreich und das Ende des Kalten Krieges. Gefühlsstrategien der équipe Mitterrand 1981–1990, Berlin, Boston 2019, in: Francia recensio 2020/4 (23.12.2020), URL: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/frrec/article/view/77282/71305 DOI: doi.org/10.11588/frrec.2020.4.77282
Matthias Waechter: Rezension zu: Schotters, Frederike: Frankreich und das Ende des Kalten Krieges. Gefühlsstrategien der équipe Mitterrand 1981–1990. Berlin 2019, in: H-Soz-Kult, 15.05.2020,URL: www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-29192.
Jörg Requate: Rezension von: Frederike Schotters: Frankreich und das Ende des Kalten Krieges. Gefühlsstrategien der équipe Mitterrand 1981-1990, Berlin / Boston 2019, in: sehepunkte 20 (2020), Nr. 7/8 [15.07.2020], URL: http://www.sehepunkte.de/2020/07/32812.html
Ulrich Lappenküper: Ein Getriebener seiner Angst? in FAZ (15.07.2019), URL: https://www.faz.net/aktuell/politik/politische-buecher/wie-frankreich-eine-neuordnung-der-weltpolitik-anstrebte-16274696.html