Franzisca Scheiner
Projektskizze Die Commenda – Ein riskantes Unternehmen
Die Aufzeichnungen des genuesischen Notars Giovanni Scriba, 1155-1164, sind das erste, in den Quellen nachweisbare, serielle Auftreten von Commenda-Verträgen und fallen in eine Zeit, welche in der Forschung auch als kommerzielle Revolution des Mittelalters bezeichnet wird. Im Zuge dieser Revolution entwickelten sich erfolgreich neue Handels- und Vertragspraktiken. Zu diesen neuen Praktiken ist auch die Commenda zu zählen. Bei der Commenda handelte es sich um eine Gelegenheitsgesellschaft zweier oder mehrerer Partner zur Finanzierung und Durchführung einer Handelsfahrt. Die Positionen der Partner waren klar geregelt, der Kapitalgeber, auch Commendator genannt, blieb als socius stans an Land. Der Tractator, auch socius tractans genannt, war hingegen für die Realisierung der eigentlichen Handelsfahrt zuständig. Auch der Tractator hatte die Möglichkeit, Kapital in die Commenda einzubringen – im Regelfall in Höhe der Hälfte des durch den Commendator beigesteuerten Kapitals.
Da der Ausgang von Handelsfahrten zur See in höchstem Maße als kontingent wahrgenommen wurde, brachte die Investition in eine Commenda ein großes finanzielles Risiko für den Commendator mit sich. Insbesondere das Handeln des Tractators war neben den Unsicherheiten des Meeres und den Unsicherheiten des Marktes ein großer kontingenzstiftender Faktor, den der Commendator bei seiner Investition berücksichtigen musste. Ungeachtet dieser Tatsache bildete die Commenda im Oberitalien des 12. und 13. Jahrhunderts die meistgenutzte Möglichkeit, um eine Seehandelsfahrt zu realisieren. Das Verlustrisiko hat die Anleger also ganz offensichtlich nicht abgeschreckt, ihr Geld in Commendae zu investieren. Aber wie gingen zeitgenössische Investoren nun mit diesem der Commenda inhärenten Risiko um?
In meinem Dissertationsprojekt werde ich Commenda-Netzwerke oberitalienischer Commendatoren und Tractatoren rekonstruieren und untersuchen, wie die merkantile Aristokratie in oberitalienischen Handelszentren Vertrauen als Mittel der Kontingenzreduktion verwandte und gleichzeitig versuchte, potentielle ökonomische Folgeschäden eines Investments durch aktive Risikostreuung zu minimieren.
Curriculum Vitae Lebenslauf
- seit November 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG Graduiertenkolleg „Vorsorge, Voraussicht, Vorhersage. Kontingenzbewältigung durch Zukunftshandeln.“ am Historischen Institut der Universität Duisburg-Essen
- 2016 Master of Arts
- 2013-2016 Studium des 2-Fach Master Geschichte und Germanistik an der Universität Duisburg-Essen, der Università per Stranieri di Siena und der Università degli Studi di Salerno
- 2013 Bachelor of Arts
- 2010-2013 Studium des 2-Fach Bachelor Germanistik und Geschichte an der Universität Duisburg-Essen
Studentische/Wissenschaftliche Hilfstätigkeiten
- Oktober 2015 - August 2016 Forschungsstudentin am Graduiertenkolleg „Vorsorge, Voraussicht, Vorhersage. Kontingenzbewältigung durch Zukunftshandeln.“ am Historischen Institut der Universität Duisburg-Essen
- Oktober 2015 - Tutorin der Germanistik an der Staatlich Geisteswissenschaftlichen Universität des Fernen Ostens Chabarowsk in Russland
- August 2015 - April 2016 studentische Hilfskraft am Lehrstuhl von Prof. Dr. Ursula Renner-Henke, Abteilung Germanistische Literaturwissenschaft
- November 2013 - Juni 2014 Forschungsstudentin am Graduiertenkolleg „Vorsorge, Voraussicht, Vorhersage. Kontingenzbewältigung durch Zukunftshandeln.“ am Historischen Institut der Universität Duisburg-Essen