Paul-Simon Ruhmann
GeiWi/Hist. Inst.
45141 Essen
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Doktorand/in, Geschichte
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Projektskizze Bekennen mit ‚Mund und Herz‘? Religiöse Protestbewegungen im Erzstift Salzburg und den österreichischen Erbländern (1680-1780)
In den Herrschaften des frühneuzeitlichen Österreich bildete die Einheit im katholischen Glauben eine gesellschaftstragende, aber doch bis zuletzt störungsanfällige Fiktion. Ausgerechnet Teile der einfachen Landbevölkerung ließen sich nicht davon abbringen, verdeckt eine eigene, lutherisch inspirierte Religiosität zu kultivieren. Lange nach Abschluss der Gegenreformation im 17. Jahrhundert blieb das jedoch nicht das einzige Problem. So formierten sich in den 1680er, 1730er, 1750er und 1770er Jahren bäuerliche Bewegungen, die ein „akatholisches“ Bekenntnis offen als Druckmittel gegen die obrigkeitliche Religionspolitik einsetzten. Jahrzehntelange Bemühungen der Rekatholisierung und Konfessionalisierung schienen dann mit einem Mal vergebens. Wiederkehrend entstand der Eindruck, dass eine längst überwunden geglaubte religiöse Gesinnung doch fest in der Mitte der ländlichen Gesellschaft verwurzelt war.
Das Projekt rekonstruiert diese „Zeit des Geheimprotestantismus“ als Geschichte einer unerwünschten Sprecherposition. In den Fokus rücken die evangelischen Bewegungen und die Sprache, die sie fanden, um in ihrer jeweiligen Zeit vernommen zu werden. Dabei zeigt sich zunächst: Wer evangelisch war und was das ideell wie handlungspraktisch bedeuten sollte, war mit jeder Herausforderung neu auszumachen. Bis heute gängige Vorstellungen von einem über die Jahrhunderte erhaltenen „geheimprotestantischen Identitätskern“ gilt es demnach weitgehend aufzulösen. Umso mehr stellt sich dann aber die Frage: Wie konnte in kompromisslos katholischen Territorien ein dissidentes Bekenntnis immer wieder zum Medium prekärer Geltungsansprüche werden? Welche zwar nicht vorgesehenen, aber doch strukturellen Anknüpfungspunkte gab es für eine „evangelische Sache“, welche situativen Gelegenheiten boten sich ihr?
In diesem erst neu abzumessenden Spannungsfeld aus Restriktion und Ermöglichung emergierten kollektive Ausdrucksformen ganz eigener Prägung, halb Supplikation, halb Rebellion, so schien es. Ihr Werden, Wirken und Wandel soll anhand ausgewählter Konfliktepisoden für den Zeitraum zwischen 1680 und 1780 untersucht werden. Dabei können uns die Minderheitenkonflikte der Vergangenheit auch heute noch ein lehrreiches Beobachtungsfeld sein. So etwa in der Frage, wie in einer Gesellschaft neue Sprecherpositionen aufkommen, zu welchem Preis sie von den einen zu erringen, von den anderen zurückzuweisen sind – und welche oft transintentionalen und eigendynamischen Veränderungen sich daraus ergeben.
Curriculum vitae Lebenslauf
seit 11/2019: wissenschaftlicher Mitarbeiter am DFG-Graduiertenkolleg 1919: „Vorsorge, Voraussicht, Vorhersage. Kontingenzbewältigung durch Zukunftshandeln“ an der Universität Duisburg-Essen
10/2015 – 5/2019: Master of Arts Geschichte an der Universität Münster (Schwerpunkt: Frühe Neuzeit)
Masterarbeit mit dem Titel Bekenntnisdrang und Bekenntnisverfolgung: Die evangelische Bewegung im Herzogtum Kärnten in den 1730er Jahren (GutachterInnen: Prof.’in Dr. Barbara Stollberg-Rilinger, Prof. Dr. Matthias Pohlig)
4/2012 – 2/2015: Zwei-Fach-Bachelor Geschichte & Politik (fachwissenschaftlich) an der Universität Münster
Bachelorarbeit mit dem Titel Der Stellenwert der Christologie im Bilderstreit des 8. Jahrhunderts. Zu Konfiguration und Funktion christologischer Dogmatisierungs-Diskurse in der Bilderfrage am Beispiel der Konzilien von 754 und 787 (Gutachter: Prof. Dr. Wolfram Drews, Prof. Dr. Michael Grünbart)
9/2010 – 3/2012: Deutsch-französischer Doppeldiplomstudiengang Internationale und Europäische Governance in Lille und Münster
9/2009 – 8/2010: Freiwilliges Soziales Jahr mit der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) am Service Social Juif in Brüssel, Belgien
Hilfskrafttätigkeiten
9/2018 – 10/2019: Lektorats- und Redaktionsarbeiten am Sonderforschungsbereich Kulturen des Entscheidens der Universität Münster, Abteilung Z, bei Herrn Dr. Philip Hoffmann-Rehnitz
10/2015 – 8/2018: Studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Münster bei Herrn Prof. Dr. Ulrich Pfister
5/2014 – 4/2015: Studentische Hilfskraft am Exzellenzcluster Religion & Politik der Universität Münster im Teilprojekt C2-17 (Universaler Anspruch und nationale Identitäten: Die Haltung des Vatikans zu Nationalitätenkonflikten in der Zwischenkriegszeit) bei Herrn Dr. Thies Schulze